(2009–2010)
In der Nähwerkstatt des WTMs wurden 10 langzeitarbeitslose Frauen aus Hainholz im Bereich von Textil-/Recyclingdesign über JobAktiv-Maßnahmen des JobCenters Region Hannover beschäftigt.
Neben der fachlichen Schulung wurde die Qualifikationsmaßnahme sozialpädagogisch begleitet, so dass die Teilnehmerinnen täglich bei persönlichen, finanziellen und Team-Konflikten unterstützt wurden.
Der Recyclingaspekt griff einen bundesweiten Designtrend auf: die Wiederverwendung von Gebrauchttextilien sowie die Verwendung von Recyclingmaterialien. Klassische Schneidertechniken wurden mit kunsthandwerklichen kombiniert. Die Anleiterinnen waren Designerinnen aus Hannover, die als Designschwerpunkt Recyclingmaterialien verwendeten. Ziel war, sich gemeinsam mit einer eigenen Kollektion und Auftragsarbeiten von Designern selbstständig zu machen.
Der Ursprung der Recyclingwerkstatt ging auf den „Kultursommer Hainholz“ 2008 zurück. Für dieses große Stadtteilereignis führten zwei Hainhölzer Träger Textilprojekte durch: Die Hainhölzer Kulturgemeinschaft schmückte den Stadtteil unter der Leitung von Professor Neuenhausen mit künstlerischen Fahnen. Die begeisterten TeilnehmerInnen waren Langzeitarbeitslose aus Hainholz in dreimonatigen AGH-Maßnahmen, gefördert vom JobCenter Region Hannover.
Der WTM startete zeitgleich ein Pilotprojekt zur Verwendung seiner beständig anfallenden Gebrauchtkleidung. Mehrere Designerinnen fertigten mit Schülerinnen der Deutschen Angestellten Akademie eine Recyclingkollektion, die im Stadtteil ausgestellt und auf einer Hainhölzer Modenschau vorgeführt wurden.
Beide Träger wandten sich an das Stadtteilbüro Hainholz, um ihre Projekte nachhaltig im Stadtteil zu verankern. Die Kulturgemeinschaft Hainholz suchte nach Möglichkeiten, die begeisterten „Fahnen für Hainholz“-Teilnehmer langfristig zu beschäftigen. Ein zuvor interessierter Träger war abgesprungen, weil man keine Möglichkeit der Verstetigung sah. Die Geschäftsführung des WTM wandte sich an das Stadtteilbüro Hainholz mit einem Förderantrag für ein Qualifikationsprojekt im Recyclingdesign über das Programm BIWAQ. Als der Antrag abgelehnt wurde, suchte man gemeinsam mit dem JobCenter Region Hannover eine Möglichkeit.
Schließlich konnte im Februar 2009 die neue Nähwerkstatt unter dem Dach des WTM nach einer mehrmonatigen Vorbereitungszeit und mit Hilfe einer Anschubfinanzierung der Stadt Hannover über Soziale-Stadt-Mittel gestartet werden.
Die Designerinnen Anja Diering, Tanja Kötting und Stef Wildung entwickelten eine Werkstattkollektion, die auf diese schwierigen Bedingungen zugeschnitten war.
Um Existenzgründer*innen der regionalen Modeszene zu fördern, wurde 2007 in Hannover der Arbeitskreis „ModeImpuls“ von der Wirtschaftsförderung Hannover ins Leben gerufen. Es stellte sich heraus, dass alle teilnehmenden Designer*innen selbstständig als Ein- oder Zwei- Personen-Unternehmen arbeiteten.
Unter der Schnitttechnikerin Birgit Nötel, die in den ersten neun Monaten Anleiterin war und dann auf den ersten Arbeitsmarkt in eine feste Stelle wechselte, lernten die Teilnehmer*innen alle Grundtechniken des Schneiderns und arbeiteten sich über Accessoires und Kinderkleidung zu Erwachsenenkleidung hoch.
Die darauffolgende Anleiterin Anja Diering vertiefte die Qualitätsentwicklung und fokussierte auf die Arbeitsschritte vom vorhandenen Papierschnitt bis zur fertigen hochwertigen Ausführung. Mittlerweile haben die Designerinnen Anja Diering, Tanja Kötting und Stef Wildung eine eigene Werkstattkollektion kreiert.