Autor Thema: Langzeitarbeitslose in der Corona-Pandemie  (Gelesen 8336 mal)

Schneeweißchen

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Langzeitarbeitslose in der Corona-Pandemie
« am: 23. Okt. 2021, 20:08:22 »
Text vom: 26. Jun. 2021, 19:51:23. Sorry, da ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen. Hatte Text aus Versehen gelöscht und nun wieder neu reingestellt. Dieser Text ist ursprünglich seit dem 30.04.2021 in diesem Forum.

Hallo liebe Teilnehmer und Ehemalige des Wtms,

sicher hat die Corona- Krise auch bei Euch Spuren hinterlassen? Da sind einmal die Alleinstehenden, die sicher unter Kontaktbeschränkungen und Abständen leiden. Zusätzlich kämpfen manche von ihnen mit Depressionen, Ängsten und Einsamkeit. Berührungen sind nicht erlaubt. Doch wer kann auf Dauer damit leben? Sie stehen für Schutz, Liebe, Geborgenheit, Trost, Freundschaft, Beileid. Wollen wir jemandem gratulieren, müssen wir es auf Abstand machen. Wollen wir jemanden trösten, müssen wir es mit Worten machen. Braucht jemand beim Einsteigen in die Bahn Hilfe, überlegen wir, darf ich die Person berühren oder helfe ich besser nicht? Vielleicht habt Ihr auch noch kleine Kinder? Was ist mit unseren Kindern? Sie sehen unsere Gesichter wegen der Masken nicht. Können unsere Emotionen vielleicht nicht deuten. Im Unterricht werden sie durch den Mundschutz teils undeutlich verstanden und mögen dann nichts beitragen. Oder sie verstehen die anderen schlecht, was sicherlich am Lernen behindert. Für manches Kind ist Schule o. Ä. auch ein Zufluchtsort, den es so aber grad nicht gibt. Wie erklärt man einem Kind, was von jeher Berührungen kennt, daß es Freunde oder Oma und Opa nicht umarmen darf? Vielleicht unterrichtet Ihr auch grad Eure Kinder zuhaus und geht gleichzeitig arbeiten? Davor habe ich großen Respekt. Vielleicht habt Ihr auch einen Angehörigen in einer Pflegeeinrichtung? Es muß verdammt schwer auszuhalten gewesen sein in der Zeit, wo Besuche komplett verboten waren. Besonders wenn ein Angehöriger vielleicht an Demenz leidet und auf den Kontakt zur Familie angewiesen ist. Da bleibt nur ein Ohnmachtsgefühl und ganz viel Vertrauen ins Personal.

Für die Arbeitslosen gibt es nun noch weniger Arbeit. Gastronomie, Verkauf, körpernahe Dienstleistungen sind seit gut einem halben Jahr zu. Es finden kaum Praktika statt. Bei Ausbildungen wird auf Online- Unterricht gesetzt. Maßnahmen gibt es kaum. Arbeitsgelegenheiten in Kindergärten, Schulen sind nicht oder nur sehr eingeschränkt möglich. Ich bin selber Teilnehmerin im WTM und langzeitarbeitslos. Daher bin ich sehr froh, daß es hier Beschäftigung gibt. Hier kann man u.a. Praktika und Sozialstunden absolvieren, was besonders für Letzteres wichtig ist, da es durch den Lockdown woanders kaum möglich ist. Außerdem werden hier Weiterbildungen wie das 16-I- Modell angeboten und Bürokaufleute ausgebildet.

Doch sicher geht die Krise auch am WTM nicht spurlos vorbei. Denken wir einmal an die Mitarbeiter und Anleiter/innen. Sprechen sie drüber oder merken wir es? Natürlich nicht. Dafür sind sie viel zu tapfer. Sie leiten uns an, fördern uns, machen sich Gedanken um uns. Doch sicher sorgen auch sie sich.  Die Stöbertreffs waren lange Zeit ohne Aussicht auf Öffnung zu. Transporte, Umzüge sind wegen des Abstands nur eingeschränkt und reduziert möglich.  Der WTM ist ein Verein, und daher trägt er sich selber, wie alle Vereine. Im Allgemeinen werden Vereine, besonders in der Krise, ja gefördert. Besonders die, die einen großen Nutzen für die Allgemeinheit haben. Neben den o.g. Möglichkeiten werden auch Wohnungsreinigungen angeboten für Menschen, die dazu nicht in der Lage sind sowie Hilfen im Alltag.  Wir alle haben also etwas davon. Aufgrund des großen Angebots an Arbeitsbereichen sowie der Qualifizierungen, besonders im Bürobereich, trägt der WTM einen erheblichen Anteil daran, die Leute in reguläre Arbeit zu bringen.  Desweiteren ist dem WTM das Werkheim angegliedert, eine Übergangseinrichtung für wohnungslose Menschen. Darüber hinaus werden wir  von unseren Pädagogen/innen unterstützt. Das alles sollten gute Gründe für die Gremien sein, den WTM in dieser Krise zu fördern.

 Momentan müssen alle Selbständigen, die Geschäfte besitzen, hilflos mit ansehen, wie eine Dampfwalze langsam über sie fährt, sie unternehmen große Anstrengungen und fragen sich: Ist am Ende alles platt oder schaff ich es?

Aber Leute, es gibt eine gute Nachricht. Seit Anfang dieser Woche sind die Stöbertreffs unter Auflagen wieder geöffnet. Aber nur mit Termin und einem vorigem Besuch im Testzentrum. Test darf nicht älter als 24 Stunden sein. Eine Bescheinigung und Ausweis sind bei Besuch vorzulegen. Einige Kunden kamen schon. Die Leute haben das so vermißt und freuen sich. Ich hoff, hier steppt bald wieder der Bär.

In diesem Sinne und bis bald,   

Schneeweißchen
« Letzte Änderung: 27. Okt. 2021, 20:55:10 von Schneeweißchen »