Autor Thema: Der WTM post (nach) Corona- Zeiten  (Gelesen 3317 mal)

Schneeweißchen

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Der WTM post (nach) Corona- Zeiten
« am: 23. Okt. 2021, 19:45:40 »
24. Jul. 2021, 23:47:27. Sorry, da ist mir ein kleiner Fehler unterlaufen. Hatte Text aus Versehen gelöscht und nun wieder neu reingestellt.

Hallo liebe Teilnehmer, Ehemalige und Interessierte,
 
heute schreibe ich noch einmal einen letzten Artikel für euch. Den ersten (Langzeitarbeitslose in der Corona- Pandemie) findet ihr ebenfalls in dieser Rubrik. Der zweite (Unsere schönen Stöbertreffs) ist unter der Rubrik , Gebrauchtes neu erleben, zu finden. Ich hoffe, die Überschrift irritiert euch nicht. Natürlich ist Corona noch nicht vorbei. Jedoch ist der Lockdown vorüber.
 
Die Stöbertreffs werden wieder gut besucht. Anfangs lief es etwas schleppend an, wo noch Test- und Dokumentationspflicht bestand. Auch Stammkunden sind treu geblieben. (Übrigens, letzte Woche habe ich auf der Meile einen Toilettenstuhl für eine zu pflegende Person gesichtet, der gleichzeitig auch als Duschstuhl verwendet werden kann. Ab und an sind auch Rollatoren bei uns zu finden, ebenso im Sahlkamp. Sie sind für unter oder höchstens 30 Euro zu bekommen.) Auch Aufträge für Umzüge und Transporte laufen wieder gut an, was in den letzten Monaten wegen der Abstandspflicht eher schleppend lief. Bestellte Möbel konnten vorübergehend nur im Hausflur vor der Wohnung abgestellt werden.
 
Zudem fehlten coronabedingt Mitarbeiter, was sich bei der aktuellen Auftragslage bemerkbar macht. Hier werden noch helfende Hände benötigt. Ebenso herrscht Personalmangel im Lager sowie in der Reinigung. Diese wird u.a. in Privathaushalten angeboten mit Einkäufen für die Kunden. Also so etwas ähnliches wie die Alltagsbegleitung. Seit einigen Wochen sind draußen auch wieder Teamsitzungen möglich.  Natürlich besteht im WTM noch Maskenpflicht, jedoch nicht mehr im Hof. Somit war es in den letzten Wochen möglich überhaupt mal die Gesichter der Mitarbeiter und Teilnehmer zu sehen. Da ich in der Corona- Zeit kam, hatte ich zuvor nur von einigen wenigen die Gesichter gesehen. Schon etwas komisch.
 
Einige Teilnehmer habe ich auch befragt, wie es ihnen im Lockdown erging. Einige sagten, die Einschränkungen hätten keine großen Auswirkungen auf sie gehabt. Dabei handelte es sich um ältere Teilnehmer, die nicht mehr so ausgehfreudig sind oder um Teilnehmer, die aufgrund von Erkrankungen eher zurückgezogen lebten mit einem begrenzten Freundeskreis.
Manch einer vermisste die Besuche in Restaurants oder Theater etc. Manch anderen ginge es besser, seit sie nicht mehr Single sind. Manch einem bereiteten die Abstände kein Problem.

Auch nach Kindern fragte ich. Am meisten wurde von den Eltern das Home-Schooling beklagt. Es sei katastrophal gewesen, da teils das nötige Equipment fehlte oder Lernmaterial nicht ankam bzw. verzögert oder das Lernvolumen zeitlich nicht zu schaffen war. Unter anderem musste der ein oder andere wegen der Betreuung der Kinder während des Home-Schoolings seine Schichten im WTM anders legen bzw. sich vorübergehend freistellen lassen.
 
Einige wenige stellten Corona bzw. die Maßnahmen in Frage. Einige wenige sehen das Impfen kritisch und sind dagegen. Auch in der angegliederten Übergangseinrichtung für wohnungslose Teilnehmer waren Besuche nur mit Terminen möglich. Teilweise mussten sie sich gegenseitig abstimmen, wer an welchen Tagen Besuch bekommt. Am meisten wird jedoch das Arbeiten mit Maske sowie der Personalmangel beklagt. Selbst im Büro ist es beim Telefonieren und über 25 Grad eine Herausforderung. Die Leute aus dem Verkauf sind froh, wieder Beschäftigung zu haben. Im Lockdown konnten sie nur gespendete Dinge entgegennehmen oder etwas an die Mitarbeiter verkaufen. Auch im Verkauf wird beklagt, daß Kräfte in den Nachmittagsschichten, vor allem im Kassenbereich, fehlen.
 
Da der Großteil der Mitarbeiter keinen erneuten Lockdown bzw. mehr Normalität möchte, sind viele von ihnen bereits geimpft. Auch ich habe inzwischen meine erste Impfung erhalten. Bei der Frage nach Veranstaltungen oder Festen im WTM reagierten sie noch zurückhaltend. Auch die alten Menschen in den Seniorenheimen sind nun durchgeimpft und dürfen sich wieder über Besuche ihrer Angehörigen freuen. Nun sind sie nicht mehr abgeschottet und dürfen ihre Zimmer wieder verlassen bzw. wieder in Gemeinschaft sein.
 
Doch was ist eigentlich mit den Obdachlosen auf der Straße? Sie wurden von Ehrenamtlichen verstärkt versorgt, da ja auch die Essens- Ausgabestellen vorübergehend nicht auf waren. Sicher erhalten sie auch ein Impfangebot. Doch wenn sie niemanden haben und dann noch auf Abstand gehen müssen zu den Leidgenossen, die ebenfalls draußen leben, was bleibt ihnen? Möglicherweise haben sie in dieser Zeit kaum gebettelt, da die Leute aus Angst vor Corona nicht zu nah ran wollten, um Geld zu geben.
 
Was ist eigentlich mit den Personengruppen, die sich nicht impfen lassen wollen? Sei es aus Angst oder weil sie Impfgegner bzw. Leugner sind? Sollte man aus Rücksicht auf diese Menschen weiterhin für unbestimmte Zeit Masken tragen müssen? Zuvor galt Maskenpflicht aus Rücksicht auf betagte Menschen sowie Risikogruppen. Aus Rücksicht gab es auch den
Lockdown mit geschlossenen Geschäften etc. Sollte man dann auch auf Impfverweigerer Rücksicht nehmen und weiter Abstands- und Maskenpflicht einhalten? Da die Gedanken frei sind, haben sie dann nicht das Recht, Corona in Frage zu stellen bzw. Angst vor dem Impfen zu haben? Oder sollten sie sich aus Rücksicht auf die Gesellschaft impfen lassen? Damit Berührungen wieder möglich sind? Damit Einzelhandel, körpernahe Dienstleistungen, Hotels nicht wieder schließen müssen und somit vor einer Insolvenz bewahrt werden? Eine schwierige ethische und moralische Frage.
 
Bleibt gesund und haltet noch ein bischen durch, denn Corona wird vorbeigehen irgendwann.

In diesem Sinne verabschiede ich mich von euch. Auch ich war Teilnehmerin im WTM und hatte eine gute Zeit. Den Mitarbeitern/ innen, Anleitern/ innen und Teilnehmern / innen wünsche ich alles Gute und daß sie so wunderbar weitermachen.
 
Ich hoffe nach wie vor, daß der WTM es gut durch die Krise schafft. Denn er ist eine wichtige Einrichtung, die möglichst bestehen bleiben sollte.
 
 
Liebe Grüße
Schneeweißchen
« Letzte Änderung: 27. Okt. 2021, 20:56:46 von Schneeweißchen »