Meiner Meinung nach muss man schon von einem leistungsgerechten Spielausgang sprechen.
Der Elfmeter war natürlich inkorrekt, da Fred sich hat fallen lassen. Auf der anderen Seite haben sich die Kroaten einmal mehr durch ihre negative Aggressivität selbst in diesen Schlamassel hineingezogen.
Egal in welcher Zusammensetzung, sie sind seit Jahren (seit Jahr und Tag?) schon darauf abgerichtet, ein nickliges, unruhiges und und unsauberes Spiel zu provozieren. Damit nehmen sie sich oft selbst den Rhythmus, was bei ihrer eben auch charakteristischen technischen Begabung mitunter fatal ist.
Man muss gegen Brasilien nicht auf spielerische Dominanz gehen, aber genausowenig mit dauerndem plumpem Attackieren des Gegenspielers den Schiedsrichter reizen und vor allem, wenn man den Ball hat, ihn sofort übermotiviert wieder abgeben. OK, Olic kommt ein wenig von dieser Hektik. Aber der überwiegende Teil seiner Mannschaftskameraden hat ihm da ja in nichts nachgestanden. Aus einem couragierten mittelhohen Außenbahnpressing mit vielversprechenden Kontermomenten wurde ab der 20.Minute zusehends wildes Gehacke. Strukturierende Ansätze von Rakitic und Modric vor allem in der zweiten Halbzeit wurden von den Kollegen sämtlich übergangen. Das Angriffsspiel war zu sehr auf schnelle Flanken ausgerichtet, die zwar oft geschlagen wurden, aber trotz einiger kreierter Großchancen inklusive des Tores selten ankamen. Man könnte sogar auf die Idee kommen, dass Brasilien diese Räume ganz wohlkalkuliert offen gelassen hat, quasi so als Falle.
Der Gastgeber und Favorit seinerseits hat zwar keine Wunderwerke von Kombinationsfußball dargeboten, aber sich gut angepasst und nach Anfangsnervosität durch immer klareren Aufbau von hinten heraus die Spielkontrolle an sich gerissen. Vorne gab dann die individuelle Qualität den Ausschlag.
An meiner Prognose der Gruppe und der WM insgesamt hat sich nach diesem Eröffnungsspiel wenig geändert. Kroatien sollte sich allerdings gegen Mexiko und Kamerun mehr auf seine fußballerischen Qualitäten besinnen, sonst könnten sie sich das Leben selber unnötig schwer machen. Brasilien ist mit Spanien und Argentinien die beste Mannschaft und wird diese Gruppe souverän überstehen, im KO-Modus gehe ich jedoch davon aus, dass wie schon 1950 der Druck vor heimischer Kulisse zu groß und irgendeiner der vielen möglichen starken Gegner Endstation sein wird (in meiner Rechnung Italien).