Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":
Richard Laymon – Die InselGenre: Thriller
Seiten: 576
Verlag: Heyne Verlag
ISBN-10: 3453675118
ISBN-13: 978-3453675117
Link zur Leseprobe:http://www.amazon.de/Die-Insel-Roman-Richard-Laymon/dp/3453675118/ref=sr_1_11?ie=UTF8&qid=1384326414&sr=8-11&keywords=richard+laymon#reader_3453675118"Es wäre ein Fehler, Richard Laymon nicht zu lesen!" (Stephen King)
Acht junge Urlauber befinden sich während ihres Urlaubs auf einer Yacht vor einer einsam gelegenen Insel in der Südsee, als sich plötzlich der paradiesische Traum von einer Sekunde auf die andere in einen wahren Alptraum verwandelt. Die Yacht explodiert und die Gruppe kann sich auf die Insel retten.
Scheinbar sind sie erst einmal in Sicherheit, doch dass dieses Gefühl ein trügerisches ist, müssen sie leider nur zu schnell feststellen, als einer aus ihrer Mitte plötzlich Opfer eines bestialischen Mords wird. Schon bald beginnen die Überlebenden zu begreifen, dass die Explosion kein tragischer Unfall war, sondern dass dafür jemand verantwortlich zeichnete, dessen mörderischer Plan es war, sie auf dieser Insel in eine Falle zu locken.
So stirbt dann auch ein Mann nach dem anderen, bis von ihnen nur noch der junge Rupert übrig ist. Nur die Frauen (unter ihnen seine Freundin Connie und ihre Mutter) wurden bisher verschont. Doch warum werden die Frauen verschont und vor allem: Wer ist der Mörder? Letztere Frage wird ziemlich schnell beantwortet, jedoch möchte ich an dieser Stelle natürlich nicht spoilern, um niemanden den Lesespaß zu verderben. Nur so viel sei gesagt: Die frühzeitige Auflösung schadet der Spannung des Buches in keinster Weise.
Während Rupert also berechtigterweise Angst hat, als das nächste Opfer zu enden und sich überlegt, wie er sich selbst und die Frauen beschützen kann, genießt er auch seinen aktuellen Status als „Hahn im Korb“, umgeben von mehreren halbnackten, wunderschönen Frauen.
Doch so viel zur Geschichte, ob es noch weitere Mordopfer gibt, man den Mörder erwischt und was sonst noch so auf der Insel passiert, muss jeder selbst herausfinden.
Bei meiner üblichen ergänzenden Internetrecherche bin ich auf den Hinweis gestoßen, dass es das Buch wohl in verschiedenen Versionen gibt und eine davon eine zensierte Fassung ist. Also Augen auf beim Bücherkauf! Wenn es stimmt, was ich gelesen habe, ist man wohl mit dem Kauf einer Ausgabe vor dem Jahre 2006 auf der sicheren Seite. Jedoch wird wohl mit ziemlicher Sicherheit schon die zensierte Fassung brutaler sein als alles (oder fast alles) was man bisher an Büchern so kennt. Des Weiteren habe ich auch gelesen, dass mancher Richard Laymon vorwirft, seine Idee zu diesem Buch von der erfolgreichen TV-Serie „Lost“ abgekupfert zu haben. Was faktisch unmöglich ist, da es das Buch nachweislich bereits vor der Serie gab.
Dieses Buch gehört zu den ersten von Richard Laymon, die ich gelesen habe. Vom Zufallsfund beim Schmökern im Buchladen wurde er schon bald zu meinem neuen Lieblingsautor. Tatsächlich klafft für mich nach Autoren wie Richard Laymon, Bryan Smith und Charlie Huston erst einmal eine riesengroße Lücke. Ich wünschte mir von ganzem Herzen, dass es mehr Autoren wie ihn geben würde, die mich derart fesseln können, wie er es immer wieder zu tun vermag.
Richard Laymon hat mich bisher mit fast keinem seiner Bücher auch nur ansatzweise enttäuschen können. Die kranke Phantasie, über die er augenscheinlich verfügte, ist der meinen ziemlich ähnlich und daher treffen seine Bücher so gut wie immer voll und ganz meinen Geschmack.
Was ich an diesem Autor prinzipiell so beeindruckend finde ist, dass er im Gegensatz zu 99% seiner Kollegen so viel Handlung in seine Geschichten packt, dass diese damit gleich zwei oder gar drei Bücher füllen könnten und das man bei Richard Laymon nicht ewig lange braucht, um einen Einstieg in die Bücher zu finden. Man ist sofort mitten in der Handlung drin und alles weitere, was nötig ist, wird einem im Laufe des Buches nach und nach nebenbei vermittelt. Bei Stephen King brauche ich beispielsweise in der Regel locker 50-100 Seiten, durch die ich mich zudem oft regelrecht quälen muss, bis ich endlich einen guten Einstieg in das Buch gefunden habe. Wenn es nicht so widersprüchlich wäre, könnte man bei fast jedem Buch von Richard Laymon behaupten, dass er mit diesem zur Höchstform aufgelaufen ist. Bücher wie „Die Insel“ bekommt man leider viel zu selten in die Hände.
Das einzige, was mich beim Lesen eines Buches dieses Autoren immer wieder aufs Neue traurig zu stimmen vermag, ist mein Wissen darum, dass Richard Laymon leider schon längst nicht mehr unter den Lebenden weilt und es somit nur noch wenige Bücher gibt, die in Deutschland erst noch veröffentlicht werden. Mein einziger Trost ist daher, dass es in Bryan Smith bereits einen würdigen Nachfolger gibt, der mich nicht minder zu begeistern vermag.
Es ist so, wie es schon immer bei Richard Laymon war: Entweder man liebt ihn oder man hasst ihn! Bei sehr wenigen Autoren ist es der Fall, dass es eigentlich keine Grauzone gibt. Zudem kann man Autoren, die derart umstritten sind wie Laymon, an ein oder zwei Händen abzählen.
Daher sollte man, wenn man sich zum ersten Mal an einen Laymon wagt, besser vorher wissen, auf was man sich da genau einlässt. Dieser Autor hat einfach völlig anders geschrieben und das mit voller Absicht, was auch gut so war.
Wer auf anspruchsvolle literarische Kost aus ist, der wird sich mit Richard Laymon sicherlich nicht anfreunden können. Wer jedoch kein Problem mit harter Lesekost hat und sich einfach bestens unterhalten lassen will, der kann hier so gut wie bedenkenlos zugreifen. Letzten Endes ist es wie so immer im Leben alles eine Frage des Geschmacks, aber unter solchen Voraussetzungen kann man zum Glück nicht viel falsch machen.
Was kann man also genau von diesem Buch erwarten? Ich habe auf einem seiner Buchcover einmal ein Zitat gelesen, in dem er hieß: „Richard Laymon schreibt wie der Teufel“. FALSCH! Der Teufel würde sich wahrscheinlich vor lauter Angst in die Hose machen, wenn er Richard Laymon gegenüber stehen würde. Laymon wirkt ohne größere Übertreibung mitunter wie das personifizierte Böse. So dürfte es auch niemanden ernsthaft verwundern, dass seine Bücher in der Reihe „Heyne Hardcore“ veröffentlicht werden.
Wo 99% der anderen Autoren spätestens ihre Grenze erreichen, geht Richard Laymon immer noch zwei oder drei Schritte weiter. Wenn es auch für Bücher eine Altersfreigabe geben würde, würde man seine Bücher wohl ausnahmslos im „FSK 18“-Regal finden oder sie würden sogar indiziert werden.
Wer tatsächlich der Meinung sein sollte, dass die Bücher von Stephen King bereits zu harte Lesekost sind, der sollte besser fortan zu Büchern von Rosamunde Pilcher greifen und auf Richard Laymon bewusst verzichten. In Sachen Brutalität und kranker Ideen wirkt Stephen King fast schon wie der minder begabte Schüler von Richard Laymon, der sich an seiner ersten eigenen Geschichte versucht. Tatsächlich ist Stephen King sogar seiner eigenen Aussage nach ein sehr großer Fan von Richard Laymon. So hat er auch einmal eine Buchidee von ihm abgekupfert und nur zu seinen eigenem Zweck leicht umgewandelt. („Der Regen“ von Richard Laymon und „Puls“ von Kings` Pseudonym Richard Bachman)
Richard Laymon steht wie kaum ein zweiter Autor für Gewalt, Sex und Humor.
Dabei bleiben die detaillierte Schilderung von Gewalt und Sex natürlich eine reine Geschmacksfrage. Während seine Bücher von einigen Lesern als verstörend empfunden werden, lieben seine Fans natürlich genau das so sehr an ihm.
Obwohl das Buch alles andere als kurz geraten ist, wird es zu keinem Zeitpunkt langatmig. Tatsächlich hätte es meiner Meinung nach gerne sogar noch länger ausfallen können.
Wer der Meinung ist, dass ob der auf die Ereignisse zurückblickenden Tagebucheinträge von Rupert, die Richard Laymon als erzählerisches Element gewählt hat, kaum Spannung aufkommen könnte, der irrt gewaltig und wird diesen seinen Fehler schnell zugeben müssen. „Die Insel“ bleibt von Beginn an fast nahtlos spannend bis zum (für die meisten) überraschenden Finale. Dabei wartet der Autor immer wieder mit neuen, überraschenden Wendungen auf.
Da Richard Laymon seinen Lesern kaum einmal eine kleine Pause zum Erholen gönnt, immer gerade etwas passiert oder kurz bevorsteht, fällt es einem verständlicherweise sehr schwer, das Buch auch nur einmal aus der Hand zu legen, bevor man es beendet hat. Denn man möchte, so erging es zumindest mir, immer wissen, was als nächstes passiert. So liest sich das Buch quasi wie von alleine und bevor man sich versieht, kann man der Liste der Bücher von Richard Laymon, die man bereits gelesen hat, einen weiteren Titel hinzufügen. Der Begriff „Page-Turner“ ist wahrlich wie geschaffen für Bücher dieser Art.
Wie bereits erwähnt wird die Geschichte rückblickend durch die Tagebucheinträge von Rupert, einem der Gestrandeten, erzählt. Die Entscheidung, die Handlung dieses Buches auf diese Art und Weise zu erzählen, ist auf jeden Fall einmal etwas nicht Alltägliches. Damit hebt sich dieses Buch deutlich von dem 08/15-Einheitsbrei dieses Genres ab.
Mit all seinen perversen Phantasien, die Rupert angesichts seines jungen Alters und des vielen nackten und attraktiven Fleisches, das sich seinen Augen darbietet, eigentlich gar nicht verhindern kann, schreibt er seine Gedanken und Emotionen in seinem Tagebuch auf.
Wie hätte man selbst an seiner Stelle gehandelt? Ich bin mir ziemlich sicher, dass nicht wenige ähnliches getan hätten. Erst in solchen Momenten zeigt sich der wahre Geist eines Menschen.
Mancher Leser wird sich sicherlich erst einmal an den Schreibstil in diesem Buch gewöhnen müssen und nicht jedem wird dies vermutlich gelingen. Wenn doch, dann fühlt man sich derart in die Geschehnisse hineinversetzt, als befände man sich selbst auf dieser Insel. Insgesamt betrachtet wird die Geschichte atmosphärisch sehr dicht erzählt.
Natürlich wird nicht jeder Leser jede Reaktion der Charaktere nachvollziehen können. Man darf aber bei einem Autor wie Richard Laymon keinerlei Logik oder gar Realismus erwarten. Seine Charaktere sind ebenso verrückt gezeichnet, wie es auch die Handlung ist. Somit ist es in seiner eigenen verrückten Welt doch auch wieder nur logisch, wie seine Charaktere denken und handeln. Auch in vielen Filmen ist uns so etwas doch nur zu gut vertraut: Wenn ich beispielsweise von einem verrückten Serienkiller verfolgt werde, diesen kurzzeitig außer Gefecht setzen kann und dann doch lieber davon laufe, als dass ich mich erst einmal seiner ein Meter neben ihm liegenden Waffe bemächtige, ist das doch auch alles andere als logisch, oder etwa nicht? So sehe ich das zumindest.
Hinweis
Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr.