Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":
Christel und Isabell Zachert – Wir treffen uns wieder in meinem Paradies (Eine 15jährige nimmt Abschied von ihrer Familie)Genre: Biografie / Erfahrungen / Schicksal
Seiten: 240
Verlag: Bastei Lübbe
ISBN-10: 3404613511
ISBN-13: 978-3404613519
Link zur Leseprobe:http://www.amazon.de/Wir-treffen-wieder-meinem-Paradies/dp/3404613511/ref=sr_1_1?s=books&ie=UTF8&qid=1381831118&sr=1-1&keywords=wir+treffen+uns+wieder+in+meinem+paradies#reader_3404613511"Ich empfinde meine Krankheit und Gefährdung als ein Geschenk Gottes. Ich mache so vielen Menschen Mut und nehme ihnen mit meiner frohen Ausstrahlung vielleicht die Angst vor dem Tod."
(Auszug aus dem Buch)
Meine geliebte Tochter!
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Vor zehn Jahren bist du uns vorausgegangen - in dein Paradies. Und du hattest recht: Wir haben dich nicht verloren. Wie hast du uns getragen und beschützt mit deiner Zuversicht und Stärke! Als ich uns allen in den Stunden deiner Bewusstlosigkeit das erste Mal dein Tagebuch der letzten Wochen vorlas, das du extra für uns geschrieben hattest, war es von Anfang an mein inniger Wunsch, dieses Vermächtnis anderen Menschen zuteil werden zu lassen. Ich bin sicher, dass das auch dein Wunsch ist.
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(Auszug aus dem Buch)
Im zarten Alter von nur 15 Jahren erfährt Isabell, dass sie Krebs hat. Vor dieser schrecklichen Diagnose fühlte sie sich körperlich schwach und klagte über Schmerzen in der Lungenregion, was sie dazu veranlasste, sich im Krankenhaus untersuchen zu lassen. Die behandelnden Ärzte teilten Isabell und ihren Eltern mit, dass sie einen Tumor gefunden haben und dieser bösartig sei. Man prognostizierte ihnen bereits zu diesem Zeitpunkt, dass sich eine Behandlung wahrscheinlich als sehr schwer gestalten würde.
So verändert sich das Leben dieses jungen Mädchens schlagartig von einem Tag auf den anderen.
Auch wenn ihr das Schicksal so schwer mitspielt, ist das lebensfrohe Mädchen nicht bereit, sich den Spaß am Leben nehmen zu lassen und vor allem nicht sich selbst und ihr Leben aufzugeben. Sie nimmt den Kampf an und hofft inständig, dass sie stärker als der Krebs ist.
Anfangs scheinen Isabells Eltern geradezu an der schweren Erkrankung ihrer Tochter zu zerbrechen. Isabell selbst ist es dann, die in diesen schweren Tagen und Wochen ihren Eltern etwas von ihrer eigenen, scheinbar unendlichen Kraft abgibt. Der schwere Schicksalsschlag bringt die Familie einander noch näher als zuvor und gemeinsam übersteht man diese Zeit so gut, wie es unter solchen Umständen überhaupt möglich ist.
Isabell nimmt die Herausforderung nicht nur an, sondern wächst auch daran. Sie reift sehr schnell und wird Erwachsener, als es für ihr Alter üblich ist. Sie verliert ihre Hoffnung nicht und bringt immer wieder den Kraft und den Mut auf, den es für ihren Kampf bedarf, um überhaupt eine Chance zu haben.
Selbst Rückschläge, die es zwischendurch immer wieder mal gibt, werfen das Mädchen nur für sehr kurze Zeit aus der Bahn. Schnell findet sie wieder zu ihrem gewohnten Lebensmut zurück.
Isabell findet währenddessen auch Trost und zusätzliche Kraft in ihrem Glauben an Gott, der sie nur noch weiter in ihrem Bestreben stärkt, um ihr Leben zu kämpfen. In einer Zeit, wo nicht wenige Menschen diesen Glauben wahrscheinlich nur zu schnell verlieren würden.
Isabell gelingt es sogar, ihrem Leben auch in jenen Schicksalshaften Tagen, Wochen und Monaten immer noch etwas Positives abzugewinnen. Sie schmiedet Pläne für die Zukunft für den Fall, dass sie den Krebs tatsächlich besiegen kann und darf sogar noch zum ersten (und leider auch letzten) Mal in ihrem noch so jungem Leben erfahren, wie es sich anfühlt, sich in jemanden zu verlieben.
Trotzdem führt Isabell während dieser Zeit auch ein Tagebuch. Einen Teil dieser Einträge findet man auch in diesem Buch wieder. Darin spricht sie ebenso über ihre Ängste als auch über all die Gedanken, die ihr während des Kampfes gegen den Krebs durch den Kopf gehen und welch emotionale Achterbahnfahrt sie durchleiden muss.
In dem Buch findet man neben einigen persönlichen und tiefblickenden Briefen, die sie an ihre Familie oder an gute Freunde geschrieben hat, auch einige Bilder, die einem dabei helfen, die „Geschichte“ noch lebendiger vor seinem inneren Auge erstehen zu lassen. Den Bildern alleine ist schon nur zu leicht zu entnehmen, wie sehr der Krebskampf einen Menschen in Mitleidenschaft zieht.
Nach etwa einem Jahr erkennt Isabell, dass sie aus diesem Kampf wider ihrer eigenen Hoffnung leider doch nicht als Siegerin hervorgehen wird. Fortan findet sie sich mit ihrem Tod ab und beginnt ihn sogar ausführlich zu planen. Isabell überlegt sich, wie sie sterben möchte und wie ihre Beerdigung sein. Als sie begreift, dass sie doch keine Chance hat, den Krebs noch zu besiegen und dem Tode nahe ist, sagt sie ihren Eltern, dass sie schon bald gehen wird, man sich aber wieder treffen wird – in ihrem Paradies. Isabells Kampf gegen den Krebs dauerte etwas mehr als ein Jahr an.
Isabell hat diesem Buch mit ihrer Aussage „Wir treffen uns wieder in meinem Paradies“ seinen Titel gegeben. Und vielleicht hat sie damit ja auch Recht und man trifft sich nach dem Tod wirklich wieder? Für viele Menschen wäre es eine hoffnungsfrohe Kunde, wenn der Tod nicht automatisch das Ende bedeutet.
Christel Zachert hat dieses Buch als Vermächtnis ihrer Tochter geschrieben. Darin beschreibt sie unverblümt den Leidensweg, den Isabell und ihre Familie durchschritten haben, immer mit der Befürchtung, dass am dieses Weges der Tod Isabells stehen könnte.
Die Erlöse dieses Buches kommen auch der von ihrer Mutter gegründeten „Isabell - Zachert–Stiftung“ zugute.
Es ist durchaus als mutig von Isabells Mutter zu bezeichnen, dieses Buch zu veröffentlichen. Dazu bedarf es zudem auch an einiger innerlicher Kraft. Aber wie selbst geschrieben hat, ist sie des festen Glaubens, dass es ihre Tochter genau so gewollt hätte und es freut sie sicherlich auch, dass sie einigen Menschen, die von so etwas direkt oder indirekt betroffen sind, mit diesem Buch helfen kann.
In dem Buch erfährt man natürlich auch, wie Christel Zachert all dies erlebt und wie sie sich dabei gefühlt hat. Die Schilderungen sind sehr bedrückend, was vor allem auch daher rührt, dass man sich nur zu gut in die Mutter hineinversetzen kann. Man fühlt und leidet mit ihr, ebenso wie man es vor allem auch mit Isabell tut.
Christel Zachert hat beim Schreiben dieses Buches den goldenen Mittelweg gefunden, was sicherlich gar nicht einmal so leicht gewesen sein dürfte. Das Buch ist weder zu sachlich noch zu emotional verfasst.
Man fragt sich in solchen Situationen anfangs eigentlich fast immer, wie man überhaupt noch weiter leben soll und zweifelt daran, dass die Trauer und der damit einhergehende Schmerz jemals vergehen werden. „Leider“ bewahrheitet sich der Spruch jedoch immer wieder aufs Neue, dass die Zeit alle Wunden heilt. Früher oder später kehrt auch das Lachen auf das eigene Gesicht zurück und man lernt es wieder, glücklich zu sein.
Wenn es einem nach solch einem Verlust schlecht geht, sollte man versuchen, sich an den Menschen so zu erinnern, wie man sich gerne an ihn erinnern möchte.
So lebt Isabell dann auch in den Herzen ihrer Liebsten weiter. Diese werden sich immer an das lebensfrohe, hübsche Mädchen erinnern. Für all die Menschen, die Isabell auch heute noch tief in ihrem Herzen tragen, ist dieses Buch wahrscheinlich eine große Hilfe dabei gewesen, ihre Trauer zu verarbeiten.
Es war in meinen Augen besonders traurig zu erfahren, dass es leider auch einige soziale Kontakte gab, die sich von Isabell und ihrer Familie abgewandt haben, nachdem die Diagnose ihnen mitgeteilt wurde. Auch hier bewahrheitet es sich einmal mehr, dass man erst in Zeiten der höchsten Not erkennt, auf wen man sich im Leben verlassen kann, wer einem auch in schlechten Zeiten beisteht.
Bücher mit realen Geschichten sind für mich immer wieder etwas ganz Besonderes, vor allem, wenn sie mit ähnlichen emotional stark behafteten „Geschichten“ aufwarten können.
Man fühlt sich beim Lesen dieses Buches so sehr in die „Geschichte“ hineinversetzt, dass man beinahe glauben könnte, dass man Isabell während dieser schrecklichen Phase ihres Lebens selbst erlebt und sie in den letzten Monaten ihres noch viel zu jungen Lebens unterstützt hätte. Beinahe so, als wäre sie die eigene Tochter, Schwester oder Freundin gewesen. Nach all dem, was ich über Isabell gelesen habe, muss ich ehrlich sagen, dass ich diesen faszinierenden Menschen nur zu gerne persönlich kennen gelernt hätte.
Wenn man sieht, wie andere Menschen regelrecht in Selbstmitleid zerfließen, denen das Schicksal weniger schwer zugesetzt hat als es bei Isabell der Fall war, dann kann man dieses junge, tapfere Mädchen nur umso mehr beneiden und vor allem bewundern. Viel tapferer kann man ein solches Schicksal wohl kaum ertragen. Dass Mut nichts mit dem Alter zu tun hat, wird sicherlich jeder Leser dieses Buch am Ende nur bejahen können.
Isabell hat es nicht nur geschafft, sich selbst, ihrer Familie und ihrem Freundeskreis Kraft zu geben. Sie vermag dies auch bei sicherlich einem groß Teil der Leser dieses Buches zu schaffen, vor allem bei jenen, die sich in einer solchen oder ähnlichen Situation befinden oder aktuell noch einen schweren Schicksalsschlag zu verarbeiten haben.
Wenn man akzeptiert, dass der Tod wirklich jeden von uns an jedem Tag seines Lebens treffen könnte, egal ob jung oder alt, gesund oder krank, dann sollte man doch eigentlich versuchen, jeden einzelnen Tag seines restlichen Lebens in vollen Zügen zu genießen. Denn wer weiß schon, wie viel Zeit ihm noch auf Erden bleibt?
Trotzdem kann man nur hoffen, dass die medizinische Entwicklung schon bald so weit vorangeschritten sein wird, dass man in der Lage ist, alle Patienten mit Krebserkrankungen erfolgreich zu heilen. Manch positive Entwicklung meine ich in den letzten Jahren beispielsweise Artikeln aus der „P.M.“ entnommen zu haben.
Dieses Buch hat mich mitten ins Herz getroffen! Tatsächlich hat mich selten zuvor ein Buch derart ergriffen. Ich konnte einfach nicht anders, als es in einem Stück durchzulesen. Obwohl die „Geschichte“ derart traurig ist, konnte ich ihr auch sehr viel Positives abgewinnen.
Manchen Leser vermag dieses Buch derart zu berühren, dass man vielleicht sogar gar nicht umhin kann, als beim Lesen die eine oder andere Träne zu verdrücken. Wer also von sich selbst weiß, dass er bei realen Schicksalen negativer Art schnell emotional mitgenommen ist, der sollte vielleicht besser gleich von Beginn an eine Vorratspackung Taschentücher griffbereit halten. Auf jeden Fall wird dieses Buch viele Leser zum Nachdenken anregen.
Zum Schluss dieser Buchempfehlung gibt es von mir nur noch den erneuten Hinweis darauf, dass Isabells Mutter eine Stiftung gegründet hat. Wer mag, kann diese natürlich gerne finanziell unterstützen.
Hier noch ein interessanter Link zu dieser Stiftung:
http://www.kinderkrebsstiftung.de/fileadmin/Redaktion/PDF/Ueber_uns/Isabell_Zachertstiftung/zachert_ueberblick_01.pdfHinweis
Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr.Für die, die es eventuell interessiert: Hier noch zwei interessante Briefe mit entsprechender Quellenangabe.
Link:
http://www.bild.de/ratgeber/gesundheit/walter/hg-isabell-zachert-5975222.bild.htmlDoch die Eltern von Isabell Zachert baten mich, von dem Brief, den Isabell mir vor ihrem Tod schrieb und den ich erst nach ihrem Tod erhielt, zu erzählen. Hier ein paar Zeilen aus jenem ungeheuer hoffnungsvollen und optimistischen Brief:
“Mein lieber Doktor Möbius!
Mich drängt es danach, Ihnen meine innersten Gefühle anzuvertrauen, und da ich weiß, dass ich Sie damit jetzt nicht mehr belästigen kann, möchte ich das auch ganz offen tun. Als ich Sie noch tagtäglich gesehen habe, waren es immer meine schönsten Minuten für den Tag. Nachts habe ich mir oft erträumt, wie schön es wäre, wenn Sie auch die gleiche Zuneigung für mich, wie ich zu Ihnen, empfinden würden.
Ich habe Ihnen ein Bild gemalt, welches eine Rose darstellt, mit einer winzigen Knospe. Die große, wunderschöne, kraftstrotzende Rose sind Sie, und ich bin die kleine Knospe, die bei Ihnen Schutz sucht. Das Blatt hat nichts weiter zu bedeuten. Es ist nur eine Ausfüllung des leeren Platzes auf dem Bild.
Falls ich sterben sollte, was sehr wahrscheinlich ist, aber durchaus nicht zwingend, hätte ich in dem irdischen Leben nur vermisst, einen Mann geliebt und geheiratet zu haben. Ich weiß nicht, ob dieser Gedanke Ihnen behagt, aber mit Ihnen hätte ich mir eine Ehe wunderbar vorgestellt. Ich habe keine Angst vor dem Tod.
Viele sind überrascht, denn andere Menschen sind wohl bedrückt und ängstlich, aber ich glaube an ein Leben danach, das genau ist wie mein Wunschleben, (aber) mein Wille, noch zu leben, bis Sie zurückgekehrt sind, ist unwahrscheinlich groß, da ich Ihnen ja versprochen habe, keinem Sorgen zu machen. Ich möchte also auch nicht, dass Sie sich Vorwürfe machen, nicht da gewesen zu sein, als ich starb.
ICH GLAUBE ABER AN WUNDER.
Warum soll sich der Tumor denn nicht plötzlich geschlagen geben, wenn er meinen Lebenswillen noch sieht? Die Quälerei einer Therapie möchte ich nur noch sehr ungern auf mich nehmen, weil die Chancen der Heilung dadurch zu klein sind. Entweder Gott lässt mich leben ohne Therapie, oder er lässt mich sterben auch mit Therapie.
Ich habe den unbedingten Willen zu leben, aber fürchte mich nicht vor dem Tod. Falls das jetzt meine letzten Tage sein sollten, waren es bestimmt meine glücklichsten. Es würde mich zutiefst beglücken, wenn Sie in meiner Todesstunde meine Hand halten würden. Ich bete zu Gott, dass Sie meinen Brief nicht falsch verstehen und sich nicht belästigt fühlen und mich für eine dumme Zicke halten.
Ich hätte Sie so gerne noch einmal gesehen.
Ich treffe Sie in meinem Paradies wieder.
In inniger Liebe
Ihre Isabell
Ihr Isabellchen”
Link:
http://www.bild.de/ratgeber/gesundheit/walter/hg-isabell-zachert-5975222.bild.html“Aus sehr leidvoller Erfahrung sind wir Eltern der festen Überzeugung, dass menschliche Zuwendung in der Pflege, neben der unmittelbaren ärztlichen Hilfe, der wichtigste lebensverlängernde Faktor ist. Unsere damals sechzehnjährige Tochter Isabell verstarb 1982 im Johanniterkrankenhaus in Bonn an einem äußerst aggressiven Bindegewebstumor. Anfang November 1981 wurde sie ins Krankenhaus eingeliefert, und bei der extrem raschen Metastasierung wurden Befürchtungen geäußert, dass Isabell das bevorstehende Weihnachtsfest nicht wird erleben können. Unsere Zuversicht und Hoffnungen waren nahezu auf dem Nullpunkt.
Aber gerade lsabell durfte diese Ausweglosigkeit weder spüren noch ahnen. Allein der unermüdliche und liebevolle Einsatz der gesamten Station, in der sich Isabell befand, weckte Lebensmut und vor allem Lebensfreude für jeden neuen, geschenkten Tag. Das Weihnachtsfest konnte gemeinsam gefeiert werden, und es keimte sogar ein schwacher Hoffnungsschimmer für das neue, kommende Jahr auf. Trotz heftiger Rückschläge kämpfte sich Isabell von einer Chemotherapie zur nächsten. Zehn solcher Therapiemaßnahmen hat sie durchstehen können, Dank der fürsorgenden und mit hoher menschlicher Zuwendung sie unterstützenden Schwestern.
Als Eltern hätten wir dieses hohe Maß an Motivation, aufbauenden Zuspruchs und zum Teil sehr schweren pflegerischen Leistungen kaum allein erbringen können. Wir sind sehr dankbar gewesen für jeden weiteren Tag mit Isabell. Uns wurde so ein unvergessliches und trotz aller Sorgen und Traurigkeiten ein sehr wertvolles Jahr mit unserer Isabell geschenkt.”