Maxima Mea Culpa – Ein erschütternder Dokumentarfilm
Am Dienstagabend lief auf dem Sender „arte“ ein Dokumentarfilm mit dem Titel „Maxima Mea Culpa – Stille im Hause Gottes“, des amerikanischen Dokumentarfilmers Alex Gibney.
Es ging in diesem Film um die Geschichte von vier taubstummen Männern, die in den 1960er Jahren an einer Schule für Gehörlose von einem katholischen Priester namens Lawrence Murphy sexuell missbraucht wurden.
Gibney macht am Beispiel dieser vier Männer das ganze Ausmaß an Kindesmissbrauch und dessen systematischer Vertuschung und des Totschweigens innerhalb der katholischen Kirche deutlich. Er zeigt, das Josef Kardinal Ratzinger, der spätere Papst Benedikt, in seiner Zeit als Vorsitzender der katholischen Glaubenskongregation, verfügte, das alle Vorfälle sexuellen Missbrauchs durch katholische Geistliche über seinen Schreibtisch gehen mussten. Er war somit der weltweit bestinformierte Mensch zu diesem Thema. Trotzdem und trotz seiner persönlichen Betroffenheit, sorgte Ratzinger immer wieder dafür, das die Täter geschützt wurden, das es zu keiner strafrechtlichen Verfolgung kam, das Täter versetzt wurden und so mit ihrem Missbrauch weitermachen konnten- oft über Jahrzehnte. Das streng hierarchische System der Kirche sorgte außerdem dafür, das, wenn es denn mal einen engagierten Priester gab, der einen Täter anzeigen wollte bzw. dessen Taten an seinen Vorgesetzten melden wollte, dieser ausgebremst wurde und alle weiteren Ermittlungen im Sande verliefen. Viele pädophile Täter blieben so ihr Leben lang straffrei, obwohl sie hunderte von Kindern missbrauchten. Dieses Ausmaß an Verlogenheit und Desinteresse am Schicksal von Kindern so zu sehen war niederschmetternd und erschütternd!
Auch in dem Fall von L. Murphy gab es keine strafrechtliche Verfolgung: Alle verzweifelten Versuche der Opfer, öffentliche Aufmerksamkeit zu erzeugen, um so die Kirche zu Nachforschungen zu bewegen, blieben erfolglos. Niemand interessierte sich dafür. Die zuständige Staatsanwaltschaft stellte die Ermittlungen sehr schnell ein, nachdem ausgerechnet der Täter, Pater Murphy, die Aussagen der Opfer als „unglaubwürdig“ abqualifiziert hat! Murphy war auch gerissen genug, seine Opfer danach auszuwählen, wessen Eltern die Gebärdensprache nicht beherrschten. Murphy beherrschte sie perfekt. So nahm er den Kindern die letzte Möglichkeit sich mitzuteilen.
In erzkatholischen Ländern wie z.B. Irland, das eine ebenso tragische Geschichte des systematischen Kindesmissbrauchs in Einrichtungen der katholischen Kirche hat, kam noch erschwerend hinzu, das ein Priester eine gesellschaftlich unantastbare Person darstellte. Haben die Opfer versucht, sich ihren Eltern über den ungeheuerlichen Missbrauch mitzuteilen, setzte es in der Regel eine Tracht Prügel! Ein Priester war wie Gott, den beschuldigte man einfach nicht!
Die vatikanische „Politik“ des Leugnens, Aussitzens und Vertuschens ging schließlich so weit, das einzelne Bistümer in den USA bereit waren, Abermillionen Dollar an Entschädigungen zu zahlen, bis sie pleite waren und Insolvenz anmelden mussten- aber sich nicht um die Strafverfolgung der Täter kümmerten!
Pater Lawrence Murphy wurde schließlich in den Ruhestand verabschiedet und ging in Ehren von der Gehörlosen-Schule, offiziell aus „gesundheitlichen Gründen“. Es gab eine niedliche Schulaufführung, Mädchen und Jungen weinten und küssten ihn, Gedichte wurden aufgesagt.
Der wahre Grund seines Ausscheidens wurde verschwiegen. Er wurde dann in eine andere Gemeinde versetzt, wo er wieder mit Kindern in Kontakt kam und wieder Kinder missbrauchte. Man schätzt, dass er insgesamt an die 200 Kinder missbrauchte.
Der Film ist über die „arte mediathek“ im Internet noch abrufbar- allerdings nicht mehr lange. Ich kann ihn nur empfehlen, das Schicksal dieser Menschen geht einem wirklich nahe!
Mea Maxima Culpa – Stille im Hause Gottes, Dokumentation USA 2012, Regie: Alex Gibney, Länge: 106 Minuten, Sprecher: Jamey Sheridan, Chris Cooper, Ethan Hawke, John Slattery, Alex Gibney (Erzähler)