Da das Buch sowohl ein Thriller als auch ein Horrorroman ist, habe ich es in beiden Kategorien eingestellt.
Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":
Bryan Smith – TodesgeilGenre: Horror / Thriller
Seiten: 352
Verlag: Festa Verlag
ISBN-10: 3865521347
ISBN-13: 978-3865521347
Link zur Leseprobe:http://www.amazon.de/Todesgeil-Bryan-Smith/dp/3865521347/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1379497725&sr=8-1&keywords=todesgeil#reader_3865521347Autor & Buch (Allgemeines)Horror ist nicht gleich Horror. Das kann jeder bestätigen, der Bücher von Autoren wie z.B. Richard Laymon, Bryan Smith oder Jack Ketchum mit dem 08/15-Einheitsbrei dieses Genres einmal genauer verglichen hat.
Bryan Smith gilt als „Amerikas Slasher-König“ und diesen Titel hat er sich auch redlich verdient, braucht er sich doch vor seiner unmittelbaren Konkurrenz wie z.B. Richard Laymon und Jack Ketchum wahrlich nicht zu verstecken. Der Autor zählt bereits nach seinen wenigen ersten Veröffentlichungen zu der absoluten Elite und „Todesgeil“ unverkennbar zu den Meisterwerken innerhalb des Splatter-Genres.
Ich bin mir absolut sicher: Wäre Richard Laymon heute noch am Leben, er wäre ein riesengroßer Fan von Bryan Smith. Beinahe wirkt er sogar wie dessen Reinkarnation.
„Todesgeil“ darf meiner Meinung nach in keiner Sammlung an Horrorbüchern fehlen, die es sich selbst auf die Fahne geschrieben hat, sich diesen Namen auch redlich zu verdienen.
Trotzdem möchte ich dieses Buch nicht nur Fans des Genres unbedingt empfehlen.
Für mich ist es definitiv eines der besten Bücher, die ich in diesem Jahr gelesen habe und das waren schon verdammt viele. Genau so wünsche ich mir nämlich die Bücher, die ich lese.
Handlung Roxy ist eine junges, sexy Gothicgirl, das in einer Tankstelle von einer sechsköpfigen Gruppe gleichaltriger ob ihres Aussehens mit üblen Sprüchen belegt wird. Diese regen sie derart auf, dass sie nur noch auf Rache sinnt. Und Rache ist für Roxy gleichbedeutend mit Tod. Da sie in einem Gespräch zufällig mitbekommen hat, was das Reiseziel der kleinen Gruppe ist, beschließt sie, diese zu verfolgen. Mangels fahrbarem Untersatz muss ein solcher schnellstens her und so trifft sie auf Rob, den sie mit ihrer Pistole als Druckmittel entführt und ihn zwingt, die Verfolgung aufzunehmen. Schnell lernt Rob Roxy besser kennen und bekommt immer mehr Angst vor den finsteren Dämonen, die in ihr schlummern. Es beginnt ein blutiger Roadtrip, den man so nie wird vergessen können.
Im Verlauf der Geschichte treffen die beiden sowohl auf mehr oder weniger Gleichgesinnte als auch auf jede Menge potentieller Opfer.
So zum Beispiel auch auf die junge Julie, die fasziniert von Tatortfotos ist und sich dadurch selbst in Lebensgefahr bringt, als sie im Haus des Ehepaares, wo sie regelmäßig babysittet, auf zwei perverse Serienkiller trifft. Mit einem von beiden begibt sie sich zwangsfreiwillig auf eine Reise, die sich immer mehr zu einer Reise zu ihrem wahren Ich entpuppt und bei der ihre körperliche und geistige Unversehrtheit alleine von der imaginären Freundin ihres psychopathischen Begleiters abhängt.
Viel mehr braucht man an dieser Stelle wirklich nicht über die Geschichte verraten. Denn letzten Endes ist diese auch eher eine Randerscheinung. Gefühlte 85% des Buches machen nämlich Gewalt, Mord und Sex aus.
Und wenn sie nicht gestorben sind, dann morden sie auch heute noch…
CharaktereIm Gegensatz zu meinem Lieblingsautor Richard Laymon skizziert Bryan Smith seine Charaktere deutlich detaillierter und somit auch besser. Man kann sie sich beim Lesen bildhaft vorstellen. Um auf noch durchgeknalltere Charaktere zu stoßen muss man übrigens vermutlich ziemlich lange suchen.
Doch trotz oder vielleicht gerade wegen der Durchgeknalltheit der meisten Charaktere habe ich sie auf ihre Art und Weise auch sehr lieb gewonnen. Denn eigentlich kann es mir in dieser Hinsicht gar nicht extrem genug sein.
Auch wenn viele Menschen solch ein Denken und Handeln nicht nachvollziehen können, wirkten die Charaktere für mich jederzeit relativ authentisch. Vor allem die Gedankenwelt von Rob hat mich in besonderem Maße fasziniert. Er hat zwar enorme Todesangst und ist schockiert von dem Handeln seiner unliebsamen Wegbegleiterin, aber fühlt sich gleichermaßen auch sexuell extrem von ihr angezogen.
Wo mir bereits beim Thema Sex sind und um es einmal bewusst so unverblümt zu formulieren: In diesem Buch hat die meiste Zeit über mindestens einer der männlichen Protagonisten eine Erektion.
Um Sex zu haben, muss der Sexualpartner übrigens nicht zwangsläufig noch am Leben sein, das ist zumindest Zebs Motto.
Atmosphäre & Schreibstil:Wer ein Buch von Bryan Smith lesen möchte, der sollte sich bereits im Voraus darüber im Klaren sein, was ihm damit bevorsteht. Denn diese sind einfach nur böse. “Todesgeil“ ist ein weiterer Titel, der sich eine FSK-18-Enstufung mehr als verdient hätte, wenn es diese denn auch für Bücher geben würde.
Es ist wahrlich nicht übertrieben, wenn ich behaupte, dass Bücher von Autoren wie Cody Mc Fadyen & Co. etwas für Feiglinge sind und die wirklich hart gesottenen Leser bedenkenlos zu Laymon, Smith, Ketchum & Co. greifen. Es ist tatsächlich so, dass „Todesgeil“ wahrlich nichts für zart besaitete Gemüter, sondern vor allem etwas für Fans von harter Lesekost ist. Außerdem ist es definitiv kein Buch für Fans von Happy Ends.
Erwähnenswert ist auch, wie selbstverständlich Bryan Smith in Sachen Gewalt und Sex den Hammer schwingt. Als sei es wirklich das normalste auf der Welt, z.B. irgendjemand Fremdes auf der Straße aufzusammeln und ihn bei nächster Gelegenheit um die Ecke zu bringen.
Gerade aufgrund des hohen Maßes an Gewalt und Sex sowie der durchgeknallten Charaktere wirkt „Todesgeil“ so intensiv und verstörend. Die eigene Phantasie intensiviert das Ganze dann auch noch. „Todesgeil“ führt unweigerlich zu allerbestem Kopfkino. Vielleicht muss sogar mancher dieses Buch in kleinen Etappen lesen und immer wieder Pausen einlegen, um sich von dem gelesenen zu erholen? Es gerät teilweise regelrecht zu einer Mutprobe für den Magen. Das Risiko, dass einem noch während des Lesens seine letzte Mahlzeit wieder hochkommt, ist also alles andere als gering.
Die Geschichte wird in insgesamt drei Handlungssträngen erzählt, die im letzten Drittel des Buches miteinander verwoben werden und in einem meiner Meinung nach famosen Finale münden. Aber nicht nur was das anbelangt sind die Geschmäcker und Meinungen ja (zum Glück) bekanntermaßen unterschiedlich.
Dank dieser verschiedenen Handlungsstränge kommt nie auch nur ansatzweise so etwas wie Langeweile auf und man hat nach jedem Kapitel noch Lust, auch das nächste zu lesen und zu erfahren, wie es weitergeht. So gelang es mir so gut wie nie, das Buch wirklich einmal aus den Händen zu legen. Ich musste mich regelrecht dazu zwingen, weil ich entweder zur Arbeit oder endlich ins Bett gehen musste.
Dabei steckt die Geschichte voller Überraschungen und unerwarteter Wendungen, sodass wohl nur ein Hellseher voraussagen kann, was als nächstes passieren wird. Genau so soll es sein!
Dadurch bleibt das Buch dann auch spannend bis zur allerletzten Seite. Diese auf derart hohem Niveau zu erzeugen gelingt leider nur den wenigsten Autoren. Bryan Smith jagt seine Leser gnadenlos durch die Geschichte und lässt ihnen so gut wie keine Chance, sich auch nur mal für einen winzigen Moment etwas zu erholen. Die allgegenwärtige Spannung ist regelrecht greifbar. „Todesgeil“ hat mich regelrecht gefesselt und mehr in seinen Bann gezogen, als mindestens 96% aller Bücher, die ich bisher gelesen habe. Am liebsten möchte man dieses Buch innerhalb nur eines Tages durchlesen. Dumm nur, wenn einen die Arbeit ruft…
Hier ist Unterhaltung garantiert!
Nachbemerkungen:Angesichts von Autoren wie Richard Laymon, Jack Ketchum und Bryan Smith ist es doch gut zu wissen und vermag mich auch etwas zu beruhigen, dass ich nicht der einzige Mensch mit solch kranker Phantasie bin. Tatsächlich habe ich bei der Recherche zu diesem Buch auch mal gegoogelt, was genau einen Soziopathen ausmacht und habe feststellen müssen, dass einige der typischen Merkmale auf mich zutreffen. :-O
Das Buch zeigt auf, wie schnell selbst aus einem „normalen“ Menschen ein psychopatischer Serienkiller werden könnte. Ich denke, dass es absolut unstrittig ist, dass niemand „böse“ oder „gut“ geboren wird. Es ist das Leben, unser persönliches Umfeld, sowie unsere Erfahrungen und unsere getroffenen Entscheidungen, die uns zu dem machen, was wir sind. Somit steckt in jedem von uns auch das Potential, ein böser Mensch zu werden. Wer weiß zum Beispiel, was wir bereit wären zu tun, wenn es keine Gesetze geben würde und jeder machen könnte, was er will? Nun gut, ich persönlich kann diese Frage mit ziemlicher Gewissheit für mich selbst beantworten und sage nur so viel: Weil es Menschen wie mich gibt, gibt es überhaupt erst Gesetze.
Das schlimmste Monster auf Erden war, ist und bleibt der Mensch.
Hinweis
Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr.