Autor Thema: Filmfreak  (Gelesen 74257 mal)

Matt Broetchen

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Antw:Filmfreak
« Antwort #60 am: 26. Mär. 2013, 11:09:42 »

Aber was ist nun mit dem Zauber, dem Staunen im Kino? Also bei mir ist das irgendwie weg. Wie ist das bei euch? Findet ihr, die (gesalzenen) Preise für eine Kinokarte sind gerechtfertigt?
Natürlich kann man auch in Filme gehen, die keine "Transformers" haben - klar! Aber dann und wann hungert es mich doch nach einem typischen "Blockbuster". Aber, wie gesagt, das staunen ist weg...




Ich kann mich noch an den ersten Kinofilm erinnern den ich alleine besuchen durfte, na ja, ganz alleine war ich nicht, ich war mit einem Freund unterwegs. Wir haben "Vier Fäuste gegen Rio" mit Bud Spencer und Terence Hill im Weltspiele geschaut, Cola aus 0,2 L Reliefflaschen getrunken und Popcorn gegessen, die Kinokarten haben damals 5,50 DM gekostet...   man, man, man wie lange ist das her?

Wenn ich heute ins Kino gehe, ja ich tue es noch, dann fehlt mir etwas. Irgendwie ist die Luft raus, es ist keine richtige Atmosphäre mehr da, noch schlimmer ist, der Kommerz hat auf der ganzen Linie gesiegt. Popcorn das früher 1,00 DM gekostet hat, kostet jetzt um die 5,00€ über die Getränkepreise mag ich gar nicht nachdenken. Wenn wir früher als Kinder nach Kinoplakaten gefragt haben, dann hat man uns bereitwillig alles mitgegeben was wir haben wollten, sofern es noch verfügbar war. Was ist heute? Da gibt's in den großen Kinos wie Cinemaxx u.ä. alles nur noch gegen Cash, das finde ich sehr traurig.

Über unverschämt hohe Kinopreise will ich mich gar nicht auslassen, natürlich sind bei einigen Filmen die Produktionskosten sehr hoch, aber rechtfertigt das Kartenpreise von im Schnitt 10,00€? Ich denke nicht, aber ich gönne mir den Luxus trotzdem... ;)
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Joe Cool

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Antw:Filmfreak
« Antwort #61 am: 26. Mär. 2013, 12:29:36 »
Na ja, ich bin auch kein Fan der hohen Eintrittspreise. Aber Du musst auch sehen welche enormen Investitionen die Kinos heute leisten müssen: Ohne Digitale-Projektoren kannst du heute ein Kino nicht mehr wirtschaftlich betreiben. Und die Dinger kosten ca. 100 000 bis 150 000 Euro- pro Stück!

Überleben können die Kinos heute hauptsächlich durch den Verkauf von Süßigkeiten, Popcorn und Getränken, nicht durch den Verkauf von Eintrittskarten.

Von den unglaublichen Produktionskosten für Hollywoodfilme ganz zu schweigen! Die liegen momentan bei durchschnittlich 100 Millionen US-Dollar! Der Löwenanteil dafür geht für Marketing und Werbung weg. Bei solchen Werbeetats ist es kein Wunder, das deutsche Produktionen in der Regel keine Chance haben.

Joe Cool

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Antw:Filmfreak
« Antwort #62 am: 26. Mär. 2013, 12:31:03 »
„Hollywood wird prüde – Müssen wir bald auf diese Sex-Szenen verzichten?“

titelt Bild.de einen Artikel. Dabei war Hollywood noch nie besonders freizügig. Gerade bei „Basic Instinct“, den Film den Bild.de hier als Beispiel anführt, hatte Regisseur Paul Verhoeven schwer zu kämpfen. Eigentlich wollte er der erste Regisseur werden, der in einem kommerziellen Hollywood-Film einen erigierten Penis zeigt. Daraus wurde schon mal nichts. Aber auch die anderen Szenen, in denen sich Michael Douglas und Sharon Stone im Bett wälzen, waren, so wie sie Verhoeven geplant hatte, viel zu freizügig. Verhoeven erzählt: „Beim Schnitt saß ein Vertreter der MPAA*. Wir stritten uns um jede Zehntelsekunde Film, ja um jedes einzelne Filmbild. Es lief auf absurde Kompromisse hinaus: Gibst du mir etwas Brustwarze, geb’ ich dir das Schamhaar.“ Verhoeven hatte aber keine Wahl, wenn er das gefürchtete X-Rating verhindern wollte. Diese, in Amerika, höchste Alterseinstufung bedeutet, dass ein Film nur in „Adult Cinemas“, also in Erwachsenen-Kinos gezeigt werden darf. Das sind dann in der Regel Porno-Kinos. Weiter darf der Film nicht in überregionalen Zeitungen und Zeitschriften oder Fernsehspots beworben werden. Faktisch bedeutet das den kommerziellen Tod eines Films. Das produzierende Studio kann sich natürlich auch dafür entscheiden, den Film nicht zur Prüfung bei der MPAA vorzulegen- aber ohne offizielle Freigabe durch die MPAA, spielt überhaupt kein Kino in Amerika einen Film!
Auch Bernardo Bertoluccis „Der letzte Tango in Paris“ taugt hier nur schlecht als Beispiel für Hollywoods Prüderie: Er war eine französisch-italienische Co-Produktion. 

(Anm. MPAA= Motion Pictures Association of America, ein Zusammenschluss der sechs größten Filmstudios. Diese Organisation legt die Altersfreigaben für die Filme fest und achtet auf Jugendschutzstandarts. Die Gewichtung liegt dabei in Amerika stärker bei sexuellen als bei gewalttätigen Inhalten.)

Joe Cool

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Antw:Filmfreak
« Antwort #63 am: 14. Mai. 2013, 13:22:58 »
Ich stelle mal wieder ein paar Filmkritiken ein. Vielleicht ist etwas dabei, was euch gefällt?!

The Last Stand, USA 2013, Farbe, Regie: Jee-woon Kim
Darsteller: Arnold Schwarzenegger (Sheriff Ray Owens), Forest Whitaker (Agent John Bannister), Peter Stormare (Burrell), Eduardo Noriega (Gabriel Cortez), Luis Guzman (Mike Figuerola), Johnny Knoxville (Lewis Dinkum), Harry Dean Stanton (Mr. Parsons) uva.

Handlung: Der alternde Sheriff Ray Owens ist der Gesetzeshüter des verschlafenen Kaffs Somerton Junction an der amerikanisch-mexikanischen Grenze. Hier könnte er eine ruhige Kugel schieben, wenn sich nicht der mexikanische Drogenboss Gabriel Cortez, der gerade aus FBI-Gewahrsam entkommen ist, ausgerechnet Somerton ausgesucht hätte, um über die Grenze nach Mexico zu entkommen. Das FBI lässt auf sich warten und so steht Ray Owens, zusammen mit ein paar Helfern, allein gegen eine kleine Armee von Söldnern, Killern und einen gemeingefährlichen Drogenbaron …
Bemerkungen: Er ist wieder da! In seiner ersten Hauptrolle seit „Terminator 3 – Rebellion der Maschinen“ und dem Ende seiner politischen Laufbahn als Gouverneur von Kalifornien lässt es Arnie wieder krachen. Und die Kugeln pfeifen einem nur so um die Ohren – ein typischer Schwarzenegger eben. Und mehr als das sollte man auch nicht erwarten. Dieser Film passt nahtlos in jede Schwarzenegger-DVD-Sammlung, ideal für einen Männer-Abend mit Bier und Chips und/oder Pizza. Es gibt die typischen One-Liner („Wer bist Du?“ „Ich bin der Sheriff!“), die Insider-Jokes (Luis Guzman hantiert in einer Szene mit einem Schwert, das Schwarzenegger in „Conan, der Barbar“ benutzte). Es wird nicht gequatscht, es wird geschossen! Leider ist unübersehbar, dass Arnold das Alter eingeholt hat. Wie lange wird er da wohl noch solche Filme machen können, bis es peinlich wird? Seinen Mister-Universum-Body hat er schon lange nicht mehr. Neulich lief im Fernsehen „Conan-Der Zerstörer“. Damals hatte er Oberarme, die seinem heutigen, gesamten Brustumfang entsprechen! Da wird man nostalgisch. Die amerikanischen Kids, die die achtziger Jahre mit Filmen wie „Predator“ oder „Phantom-Kommando“ nicht kennen, werden sich wahrscheinlich verwundert fragen, warum man einen Action-Film mit so einem alten Knacker besetzt?!
Demnächst (im Laufe des Jahres) ist er übrigens wieder zusammen mit seinem Kumpel Sylvester Stallone in dem (Action-) Film „Escape Plan“ zu sehen.



Argo, USA 2012, Farbe, Regie: Ben Affleck
Darsteller: Ben Affleck (Tony Mendez), Bryan Cranston (Jack O’Donnell), Alan Arkin (Lester Siegel), John Goodman (Jack Chambers), Victor Garber (Ken Taylor), Kyle Chandler (Hamilton Jordan), Clea DuVall (Cora Lijek), Zeljko Ivanek (Robert Pender) uva.

Handlung: 1979. Im Iran wird das Regime des Schahs Reza Pahlevi gestürzt. Fanatische, islamistische Studenten stürmen die amerikanische Botschaft in Teheran, weil sie die Amerikaner für verantwortlich halten, den Terror des Schahs maßgeblich unterstützt zu haben. Sie nehmen die Botschaftsangehörigen als Geiseln. Sechs Mitarbeiter der Botschaft können fliehen und sich in die kanadische Botschaft flüchten. Dort sitzen sie unter Lebensgefahr fest. Sobald die Revolutionäre sie aus den Personalunterlagen der Botschaft identifiziert haben, werden sie sie suchen, festnehmen, foltern und hinrichten. Ein Fluchtplan muss her. Die entsprechende Abteilung der CIA sucht nach einer Lösung- aber alle Ideen scheitern an entscheidenden Details. Der Fluchtspezialist Tony Mendez kommt schließlich auf die verwegene Idee, ein fiktives Filmprojekt zu starten. Die Botschaftsmitarbeiter sollen, mit falschen Identitäten ausgestattet, als Mitglieder einer kanadischen Filmcrew getarnt, außer Landes geschafft werden. Um die Revolutionsgarden, die natürlich alle Flughäfen streng überwachen, zu täuschen, muss mit Hilfe von Hollywood-Profis ein Filmprojekt samt Drehbuch entwickelt werden. Der gefährliche Plan läuft an. Mendez reist nach Teheran, um die Gruppe vorzubereiten. Da gerät das Vorhaben in ernste Gefahr, als der kanadische Botschafter ausgewiesen und die Botschaft aufgelöst werden soll. Ein Wettlauf mit der Zeit beginnt …
Bemerkungen: „Argo“ ist ein seltener Glücksfall von einem Film. Begeistert hat er mich deswegen, weil er auf mehreren Eben funktioniert: In der ersten Hälfte ist er eine unglaublich treffsichere Satire auf Hollywood und seine Art, Filme zu produzieren. Dabei wird noch nicht einmal übertrieben: Man nehme ein Drehbuch mit einer blödsinnigen Science-Fiction-Geschichte und suche sich einen Blödmann, Produzent genannt, der in dieses Unternehmen eine Strange Geld investiert. Schon kann es losgehen!
In seinem galligen Humor zeigt „Argo“ in einer Szene, in der Tony Mendez im Flugzeug über Los Angeles sitzt, einen kurzen Blick auf das berühmte „Hollywood-Zeichen“. Damals, Ende der 1970er Jahre, war es stark verwahrlost und drohte zu zerfallen. Nur durch den Einsatz einiger bekannter Sponsoren, wie Hugh Hefner oder Alice Cooper, konnte es wieder hergerichtet werden. Die Szene könnte auch als wortloser Kommentar zum (verkommenen) Zustand der Filmindustrie gedeutet werden.
In der zweiten Hälfte funktioniert der Film aber auch als lupenreiner Politthriller, der seine Spannung bis zum Schluss zu steigern weiß. War Schauspieler und Regisseur Ben Affleck (The Town) ob solch politischen Engagements bisher eher unverdächtig, kommt das „Aha!“-Erlebnis bei Produzent und Kumpel George Clooney. Ihm traut man einen solchen Geniestreich sofort zu! Clooney ist wohl einer der meistunterschätzten „Macher“ von Hollywood. Von Kolumnisten vor einigen Jahren noch als gelangweilter Playboy geschmäht, der alberne, nichtssagende Filme dreht, zwischen denen er von einem Boot aus in den Comer See springt, hat er eine rasante Entwicklung vom Schauspieler zum Regisseur und Produzenten gemacht, denen Hollywood einige der besten politischen Filme der letzten fünfzehn Jahre verdankt: Von „Good Night and Good Luck“ über „Syriana“, „Michael Clayton“, „Burn after Reading“, „Männer, die auf Ziegen starren“ bis „The Ides of March“.
Für alle, mit Sinn für solche zeitgeschichtlichen Stoffe gilt: Uneingeschränkt empfehlenswert! 

Die vergessene Filmperle:
Der Mann der Friseuse
(Le Marie De La Coiffeuse) Frankreich 1990, Farbe, Regie: Patrice Leconte
Darsteller: Jean Rochefort (Antoine), Anna Galiena (Mathilde) uva.

Handlung: Schon im Alter von zwölf Jahren fasst der kleine Antoine den festen Entschluss, einmal eine Friseuse zu heiraten. Als er Mitte vierzig ist erfüllt sich sein Traum und er heiratet die schöne Mathilde. Von diesem Moment an, geben sich beide einer zärtlich erotischen Beziehung hin, die keine Wünsche offen lässt. Alles scheint perfekt. Doch Mathilde versinkt immer öfter in Depressionen. Antoine ist verzweifelt, er kann sein Glück nicht festhalten. So endet diese große Liebe tragisch …

Bemerkungen: Als der Film damals in den Kinos lief, musste ich mich entscheiden: „Der Mann der Friseuse“ oder „Das Schweigen der Lämmer“. „Das Schweigen der Lämmer“ war damals der Schocker – also entschied ich mich für den Schocker. „Der Mann der Friseuse“ sah ich erst viel später auf Video. Das war wohl gut so, denn damals, mit Anfang zwanzig, hatte ich wohl noch nicht den Sinn für solch feinfühlige Liebesfilme. Heute gehört „Der Mann der Friseuse“ zu meinen absoluten Lieblingsfilmen. Zusammen mit „Der Postmann“ oder „Cinema Paradiso“ verbreiteten sie einen Weltschmerz, der einen wie einen Hund heulen ließ!

Die Szenen, in denen Antoine seinen ganz persönlichen Bauchtanz aufführt, bleiben unvergesslich. Die Kurven von Anna Galiena schwirren einem noch lange nach dem Film durch den Kopf. Regisseur Patrice  Leconte war  in den frühen 1990er Jahren ein Spezialist für solche, tief zu Herzen  gehenden Beziehungsgeschichten. Filme wie „Die Verlobung des Monsieur Hire“, „Tango Mortale“ oder „Das Parfum von Yvonne“ musste man damals gesehen haben. Leider werden diese Filme nur noch sehr selten im Fernsehen gezeigt. Im Kino noch seltener. Eine, zu Unrecht, vergessene Filmperle. Sollte euch daher einer dieser Filme als DVD begegnen- unbedingt zugreifen!

Harrison

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Antw:Filmfreak
« Antwort #64 am: 15. Mai. 2013, 10:07:06 »
Hallo Joe cool!

Bei "der Mann derFriseuse" kann ich dir nur voll zustimmen...
ein echtes Juwel... Vor 3 Jahren lief er mal wieder auf ARTE...

Leider ist das der einzige Sender, wo  auch mal etwas hochwertiges läuft :-(

Matt Broetchen

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Antw:Filmfreak
« Antwort #65 am: 15. Mai. 2013, 11:47:48 »
Last Stand habe ich gerade erst wieder geschaut, meiner Meinung nach bestes Popcorn Kino, so mag ich das...

Argo habe ich vor einiger Zeit geschaut, bin aber leider dabei eingeschlafen, werde ihn aber zeitnah anschauen...

Den Friseusen Film kenn ich gar nicht, aber wenn der euch gefällt, dann ist das garantiert nichts für mich! ;)
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Joe Cool

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Antw:Filmfreak
« Antwort #66 am: 21. Mai. 2013, 09:57:51 »
R. I. P. – Cinemaxx in der Nikolaistrasse :'( :(

Das musste ja so kommen – das Cinemaxx Kino Nikolaistrasse macht endgültig dicht! Die Kündigungen für die Mitarbeiter sind schon beschlossene Sache, ab August ist Feierabend. Hans-Joachim Flebbe, Besitzer des Gebäudes und Vermieter, weiß noch nicht, was danach mit der Immobilie passiert: Ob es zu Wohnungen und Geschäftsräumen umgebaut wird, oder er dort ein, zwei Kinosääle seiner Edelmarke „Astor“ eröffnen wird. Dort würde es dann „besondere“ Filme in luxuriösem Ambiente geben. Große, weiche Sofas statt der üblichen Kinosessel, Mitarbeiter in Livree, Samtvorhänge und edle Weine. Wer so etwas braucht?!

Ich erinnere mich gerne an die Anfänge dieses ersten Cinemaxx Deutschlands, 1991. Das Cinemaxx Niklolaistrasse war nicht das erste Multiplex-Kino, aber für Hannover ein ganz großer Wurf.

Die Zeit vor Cinemaxx

Die ehemals großen Filmpaläste, wie das „Gloria“ oder das „Weltspiele“ in der Georgstrasse, die seit Jahrzehnten in Familienbesitz waren, wurden von Unternehmen wie der UFA aufgekauft. Heinz Riech, Besitzer der UFA, ließ dann diese schönen, prächtigen Premierenkinos, oft mit Stuck an Decken und Wänden und Balkonen ausgestattet (für die man teuer Geld bezahlen musste), radikal umbauen. All diesen Schmuck ließ er zugipsen, wegspachteln, übertünchen- Zack! Billige Raufasertapete drauf – Fertig! Aus einem großen Kinosaal wurden, durch Einzug von billigen Rigipswänden, zwei, manchmal sogar vier „Vorführräume“ (Säle konnte man das ja, beim besten Willen, nicht mehr nennen!). Manche dieser Räume hatten tatsächlich nicht mehr als zehn (!) Sitzplätze. Die, normalerweise in Kinos übliche, schwarze Umrandung der Leinwand, die dem Filmvorführer hilft, das projizierte Bild sauber zu zentrieren, wurde da schon mal weggelassen. Genau so die gesamte (!) Leinwand. Die wurde dann einfach durch eine weiße Raufasertapete ersetzt – sparte halt Geld! Obwohl in den Kinos vor Beginn des Films mit „Surround“ – Stereo – Tontechnik geworben wurde, fand der erstaunte Kinobesucher nicht selten nur eine, einzelne Lautsprecherbox unter der Leinwand, aus der dann der Filmton schepperte.
Besonders schmerzhaft sind mir noch die billigen Sitze in Erinnerung, in denen man sich das Kreuz verbog. Selbst normalgroße Menschen wussten nicht, wohin mit ihren Beinen – so schmal waren die Sitzreihen. Nach spätestens einer halben Stunde sehnte man das Ende des Films herbei – nicht weil er so schlecht war, sondern weil man in diesen Sitzen Höllenqualen litt! Wer damals, während der 80er Jahre, in diese UFA-Schuhkarton-Kinos ging, dem blieben vor allem die, allseits beliebten, „Verkaufspausen“ in Erinnerung. Nach der Werbung, die manchmal bis zu einer halben Stunde dauerte, kam dann ein Kino-Mitarbeiter herein, mit einem kleinen Bauchladen, und fragte „Möchte jemand Eis?“. Diesen „Service“ kennen heutige Kinobesucher, zum Glück, nur noch vom Hörensagen. Mir wurde sogar berichtet, eine Zeit lang habe man in den UFA-Kinos sogar den Hauptfilm für eine „Eis-Pause“ unterbrochen. Diese „Fürsorge“ um das leibliche Wohl seiner Gäste, wurde dann aber sehr schnell, „auf allgemeinen Wunsch“ wieder abgeschafft.
Mit Wehmut erinnere ich mich noch an die Werbung lokaler Geschäfte wie „It’s a Bikers Point“, dem Motorrad-Fachgeschäft in der Vahrenwalderstraße oder „Reifen-Günther“ oder den zahllosen Griechischen Restaurants, in denen der Besitzer immer höchstpersönlich das Bier zapfte und der Sohn oder die Tochter des Hauses die „Thessaloniki-Platte“, mit Bergen von gegrilltem Fleisch und Pommes, grinsend in die Kamera hielt. Der Sprecher sagte dann immer „Hier erwartet sie gepflegte Gastlichkeit!“
War diese Tortur endlich überstanden, konnte man sich dem Genuss zuwenden – Chuck Norris, wie er jemandem mit Anlauf ins Gesicht tritt und danach fünfzig „dreckige Kommunisten“ über den Haufen schießt! Hauptsächlich aus solchen (und ähnlichen) Filmen bestand damals nämlich das Programm der UFA-Kinos.

Splatter, Porno und Eastern – Das Bahnhofskino AKI

Schlimmer geht’s nimmer? Dann wart ihr noch nie in einem Bahnhofskino! Dazu muss man sagen, das Bahnhöfe in Deutschland im allgemeinen – und der hannoversche Hauptbahnhof war da keine Ausnahme – in den 70er und 80er Jahren keine Orte waren, an denen sich der Normalbürger gerne und lange aufhielt. Es sei denn, er musste verreisen! Außer Kiosken und Bäckereien gab es dort Gastro-Betriebe, die man am treffendsden als „Spelunken“ bezeichnen konnte. Wer da rein ging, tat das am besten bewaffnet! Das Gesindel, das sich ansonsten im Hauptbahnhof herumtrieb, bestand aus Strichern und ihren Freiern, Alkoholikern, Dealern und ihrer Kundschaft, irgendwelchen Eckenstehern, Pennern und Obdachlosen. Manche waren auch alles in einem. Es war finster und dreckig. Ich glaube, es gab damals drei Kinos dort, könnten auch vier gewesen sein, AKI genannt. Gespielt wurden eine einzigartige Mischung (denen Regisseur Quentin Tarantino übrigens mit seinen „Grindhouse“ Filmen „Death Proof“ und „Planet Terror“ ein Denkmal gesetzt hat) aus harten Pornos, brutalen Horror-Splatter Filmen und asiatischen Kampfsport-Filmen. Die Filme liefen (und das war bei den Bahnhofskinos einzigartig) immer in Dauerschleife, d.h. wenn man eine Eintrittskarte kaufte, kam man in den Hauptfilm, der z.B. schon eine halbe Stunde lang lief. Man schaute sich den Rest an, danach fing der Film sofort wieder von vorn an und man schaute den Anfang, den man verpasst hatte. In der Regel durfte dort auch geraucht werden (heute unvorstellbar!), wovon viele Besucher so ausgiebig Gebrauch machten, das man manchmal kaum die Leinwand sah. Bei einem Pornofilm war das auch nicht so schlimm, denn die Handlung war eh’ nicht so wichtig und die meisten Leute waren mit was anderem beschäftigt. Das Programm bestand aus Titeln wie „Teens – zur Lust verführt!“, „Emmanuelle – schwarze Nymphomanin im Sklaven-Camp“, „Säge des Todes“, „Sado – Stoß das Tor zur Hölle auf!“, „Karato – Fünf Finger des Todes“ und – nicht zu vergessen – Klassiker wie „Die bronzenen Kämpfer der Shaolin“! Das AKI schloss 1989.

Der Anspruch steigt – die Kinos gehen

Zu meinen frühen Kinoerlebnissen gehört auch ein Kino in der Bahnhofstraße, das Festspielhaus. Heute ist dort, glaube ich, irgendein Klamottenladen oder so. Gegenüber dem Kaufhof war das. Damals wurden dort in einem Kino die ganzen James Bond-Filme gespielt – nichts anderes. Jede Woche ein anderer. Später, nach einer Renovierung, wurden aus einem Kino drei, die man, nach den Orten der bekanntesten Filmfestspiele, „Berlin“, „Cannes“ und „Venedig“ nannte. Dort liefen auch Filme in Originalsprache, Englisch, Französisch - ohne Untertitel! Das war dann was für den wahren Kulturfreak! Währenddessen machten die letzten, „unabhängigen“ Kinos der Reihe nach dicht: Der Filmpalast (später Victoria) am Schwarzen Bären (schon 1962), das Gloria in der Georgstrasse (1993), der Gloria-Palast in der Hildesheimer Strasse (1980), das Goethe-Haus (später Walhalla, heute Hot Movie, ein Pornokino) am Steintor, das Metropol in der Nordstadt, das Theater am Damm, am Engelbosteler Damm (heute Woolworth), das Palast-Filmtheater in der Bahnhofstrasse (2003), die Park-Lichtspiele an der Vahrenwalder Strasse, das Regina am Ernst-August-Platz, das Rivoli (& Roxy) in der Münzstrasse (Anfang der 80er), die Schauburg (später Metropol) in der Landwehrstrasse in Döhren, die Schauburg (später Kinopalast) in der Limmerstrasse in Linden, das Theater am Aegi, das Theater am Kröpcke (1993), das Theater am Thielenplatz, der UFA-Palast in der Hildesheimer Strasse, das Universum in der Lister Meile und die Weltspiele in der Georgstrasse (1992). Und das sind nur einige. Nicht genannt sind all die kleinen Stadtteilkinos, oft in Familienbesitz, die nicht das Geld hatten um bei der technischen Entwicklung mitzuhalten.

Eine neue Kinoära – das Cinemaxx

Und während die alten starben, kam mit dem Cinemaxx eine neue Art des Kinos: Groß, geräumig, komfortabel. Erstaunt stellte ich fest, das Kino auch bequem sein kann, das ein Kino auch mehr als zwanzig Sitzplätze haben kann, das eine Kinoleinwand so groß sein kann, das sie einen regelrecht in den Film hineinsaugt, das man Filmton auch als „Sound“ bezeichnen kann. Bei „Der mit dem Wolf tanzt“ flogen einem Kugeln und Pfeile richtig um die Ohren, so das man meinte sich wegducken zu müssen. Für immer in meinem Kopf bleiben wird mir die Vorführung von „Jurassic Park“: Ich hatte eine Karte für die „Preview“ ergattert. Das Cinemaxx zeigte den Blockbuster in der Nacht vor dem offiziellen Deutschlandstart, um Mitternacht. 1993 waren Filme mit Computereffekten noch etwas völlig neues, der Film war restlos ausverkauft. Die realistischen Dinosaurier waren der Hammer! Aber der absolute Höhepunkt war der Auftritt des T-Rex: Als der das erste Mal brüllte, war es so still im Saal, das man eine Stecknadel hätte fallen hören können! Ich schaute zum Sitz neben mir, dort hatte sich eine Frau mit hochgezogenen Füßen völlig zusammengekauert und bibberte beim Anblick des Monsters. Das Zuschauer sich von den Tricks eines Films so gefangen nehmen lassen, habe ich seitdem nie wieder erlebt. 

Nun hat sich auch dieses Cinemaxx selbst überlebt. Hier stirbt ein weiteres Teil hannoverscher Kinokultur. Ab August ist es Geschichte. Die Ironie dabei ist, das ausgerechnet der Mann, der es aus der Taufe gehoben hatte, nun sein Totengräber geworden ist. Als das zweite Cinemaxx am Raschplatz eröffnet wurde, und bekannt wurde, das Hans-Joachim Flebbe auch hier der Besitzer ist, schwante mir schon böses: Es war klar, das kann auf Dauer nicht gut gehen. Für zwei Cinemaxx ist Hannover dann doch zu klein, die kannibalisieren sich gegenseitig! Mal sehen, wie es mit den Kinos in Hannover weitergehen wird …

Cinemaxx Nikolaistrasse – ruhe in Frieden!          
« Letzte Änderung: 21. Mai. 2013, 13:58:31 von Joe Cool »

Harrison

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Antw:Filmfreak
« Antwort #67 am: 21. Mai. 2013, 12:38:05 »
Sehr gut recherchiert,Joe!
Aber "türkisch" gab es im Festspielhaus noch nicht(gab es noch kein Publikum für...)
aber englisch, französisch und spanisch schon...
Heutzutage spielt  das Apollo öfters mal Original -Filme....

Joe Cool

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Antw:Filmfreak
« Antwort #68 am: 21. Mai. 2013, 14:09:18 »
Danke - der Name vom "Festspielhaus" war mir doch glatt entfallen.
Mit dem türkisch hast Du recht - das hatte ich mit dem Cinemaxx verwechselt. Dort gab es - zumindest eine Zeit lang - ein Angebot an Filmen in türkischer Sprache. Das Publikum dafür gab es sehr wohl, aber ein entsprechendes Angebot eben nicht.

Eine tolle Einrichtung im Cinemaxx an die ich mich noch erinnere, waren übrigens die "Trailershows". Jeden Sonntagvormittag, wenn normalerweise niemand ins Kino geht, wurden in einem Saal über eine Stunde lang die neuesten Filmtrailer vorgeführt, Eintritt kostenlos. Da sah man dann Vorschauen auf Filme, die in deutschen Kinos erst in einem halben oder dreiviertel Jahr anliefen. Das war aber zu einer Zeit, als Trailer noch nicht ständig im Internet verfügbar waren, bzw. im Privatfernsehen ständig diese "Making of"-Sendungen liefen.

Matt Broetchen

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Antw:Filmfreak
« Antwort #69 am: 22. Mai. 2013, 09:01:55 »
Leider geht das Kinosterben weiter... :'(

Wir werden sehen wie es weitergeht...
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« Antwort #70 am: 22. Mai. 2013, 14:26:50 »
Ab 27. Juni läuft in den deutschen Kinos der Film „World War Z“ mit Brad Pitt in der Hauptrolle an. Der Film schildert eine Zombie-Pandemie, die sich über die ganze Welt auszubreiten droht. Gedreht wurde der Film nach dem gleichnamigen Buch von Max Brooks.
Man kann ja von solchen Geschichten halten was man will, man kann sie großartig, spannend oder total scheiße finden. Nur eins kann man nicht: Sie ernst nehmen!

Jetzt habe ich bei youtube.com ein Video gefunden, das genau das tut: „Die Wahrheit hinter der Propaganda von World War Z“ heißt das Werk. Der amerikanische Radiomoderator Alex Jones erklärt dort mit knarziger Stimme, wie der Film (und auch das Buch) Propaganda für eine finstere Verschwörung der UNO (der Vereinten Nationen) machen wollen, um uns alle (in erster Linie natürlich die Amerikaner) zu Sklaven zu machen. Die Zombies sollen in diesem Fall für die Rebellen stehen, die sich gegen diese Versklavung erheben, worauf die UNO sie zum Abschuss freigibt! Das Video ist eine knappe Viertelstunde lang und man kann nur den Kopf schütteln über so viel gequirlte Scheiße! Leider ist das Ding keine Satire sondern ein ernst gemeinter „Diskussionsbeitrag“ für die amerikanischen (und sonstigen) Verschwörungsfanatiker. Hier der Link für die, die sich selbst ein Bild machen wollen:       


http://www.youtube.com/watch?v=V95gJf0-mAE

Matt Broetchen

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« Antwort #71 am: 23. Mai. 2013, 11:03:44 »
Natürlich gibt es parallen zu unserer jetzigen Gesellschaft, aber leider darf auch jeder seinen geistigen Durchfall in unserer Gesellschaft kund tun... 8)
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« Antwort #72 am: 23. Mai. 2013, 13:10:33 »
Fast & Furious 6

Nach ihrem großen Rio-Coup haben sich Dominic Toretto (Vin Diesel), Brian O'Conner (Paul Walker) und ihre Crew über die ganze Welt verstreut. Durch die erbeuteten 100 Millionen Dollar sind sie zwar reich, leben jedoch ständig auf der Flucht. An eine Rückkehr in ihre Heimat ist nicht zu denken. FBI-Agent Luke Hobbs (Dwayne Johnson) ist derweil auf der Jagd nach einer Organisation von zum Töten ausgebildeten Rennfahrern. Die Söldner agieren in über zwölf Ländern. Ihre Befehle erhalten sie von dem übergeordneten Bandenführer Owen Shaw (Luke Evans). Unterstützung erhält der Boss von Letty (Michelle Rodriguez), der totgeglaubten großen Liebe von Dom. Hobbs weiß, dass er die kriminelle Bande nur stoppen kann, wenn er sie auf der Straße besiegt. Dafür braucht er die Hilfe von Dom und bietet diesem an, sich seinem Elite-Team in London anzuschließen. Als Belohnung würden Dom und seine Partner von ihren Verbrechen freigesprochen werden.

Ein wie ich finde sehr guter Film, wenn auch die letzten Teile sehr autorennlastig waren, ist dieser sehr actionlastig. Natürlich werden auch wieder Rennen gefahren, Stunts und Spezialeffekte sind erste Sahne. Ich kann den Film nur wärmstens weiter empfehlen! 8)
« Letzte Änderung: 23. Mai. 2013, 13:54:57 von Matt Broetchen »
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Antw:Filmfreak
« Antwort #73 am: 23. Mai. 2013, 22:11:59 »
Hallo Joe!
Ich kann mich auch noch  an die Trailershows  (inclucsive Plakatversteigerung)erinnern(mit Heiko engel als "Moderator"),
der Erlöß ging an das Tierheim Krähenwinkel(ich muß heute noch kotzen , wenn ich daran denke, das von dem Geld Kampfhunde hochgepäppelt wurden):-(
Heute macht Heiko Engel eine Sendung auf H1 mit dem Tierheim Krähenwinkel!!!
....Wie tief kann ein Mensch noch sinken???



Matt Broetchen

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« Antwort #74 am: 24. Mai. 2013, 08:43:46 »
Harrison,
wer ist Heiko Engel und was bist du eingentlich für ein Mensch? Es gibt keine "Kampfhunde", es gibt Menschen die Hunde für solche Zwecke missbrauchen. Ich finde es traurig das dir das "Kotzen" kommt wenn sich jemand für das überleben von Hunden oder Tieren generell einsetzt oder auch nur dafür Sorge trägt das sie genug Futter haben. Im Gegenzug kann ich auch fragen warum die Gesellschaft jemanden wie dich mit durchzieht, mach dir mal Gedanken darüber!
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