Autor Thema: David Safier - Mieses Karma  (Gelesen 15278 mal)

Helluo Librorum

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David Safier - Mieses Karma
« am: 23. Jul. 2013, 13:52:49 »
Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":

David Safier - Mieses Karma


Genre: Humoristischer Roman
Seiten: 288
Verlag: Rowohlt
ISBN-10: 3499244551
ISBN-13: 978-3499244551

Link zur Leseprobe:

http://www.amazon.de/Mieses-Karma-David-Safier/dp/3499244551/ref=sr_1_1?ie=UTF8&qid=1374580548&sr=8-1&keywords=mieses+karma#reader_B0058GV0SM

Zitat


"Der Tag an dem ich starb, hat nicht wirklich Spaß gemacht." weiß Kim, die Hauptfigur dieses Buches, über ihr Ableben zu berichten und ohne es logischerweise selbst je erfahren zu haben, kann man ihr diesbezüglich nur stillschweigend beipflichten.

Autor & Buch (Allgemeines)

Für ein Erstlingswerk hat David Safier eine schier unglaubliche Leistung abgeliefert. Vielleicht wäre es noch nicht einmal übertrieben, wenn man bereits heute darin sein „Meisterwerk“ vermuten würde. Nichtsdestotrotz hätte ich aber wahrlich nichts dagegen, wenn er meine Worte Lügen strafen würde und sich selbst wider Erwarten noch einmal überbieten könnte. David Safier kann man einfach nur zu seinem Mut gratulieren, sich solch einer im Prinzip völlig absurden Romanidee bedient zu haben.

In Zeiten, wo der Großteil der Neuerscheinungen leider nur noch billiger Abklatsch von bereits Bekanntem ist, ragen solche Werke auf erfrischende Art und Weise aus der Masse des Einheitsbreis heraus. „Mieses Karma“ ist wie eine Nadel im Heuhaufen und definitiv eine der größten Überraschungen der vergangenen Jahre. Kein Wunder also, dass dieses Buch zum Bestseller avanciert ist – sein Unterhaltungswert ist enorm.

"Mieses Karma" ist ein absoluter Pflichtkauf und darf in keiner Sammlung fehlen, die den Anspruch erhebt, sich diesen Namen auch redlich zu verdienen.

Nur in absoluten Ausnahmefällen verspüre ich am Ende eines Buches den unwillkürlichen Drang, mich bei dem Autor für dessen Werk und seine damit erbrachte Leistung zu bedanken. „Mieses Karma“ reiht sich zweifelsohne in meine bisher doch recht überschaubare Liste jener Bücher ein.

Selbst wer wie ich jeden Monat mehrere Bücher liest, wird schwerlich zehn Bücher aufzählen können, die in seinen Augen in den letzten fünf Jahren lesenswerter waren als dieses Buch.

Handlung (Es wird nicht viel mehr verraten, als es der Klappentext des Buches hergibt)

Kim Lange ist wahrlich kein guter Mensch. Nichts ist ihr wichtiger als ihre Karriere als TV-Moderatorin, selbst ihre eigene kleine Familie nicht, für die sie fast nie Zeit hat. Kim zickt sich durch ihren Lebensalltag, nimmt dabei bewusst auf niemanden Rücksicht und hat als einziges Ziel vor Augen, auf der Karriereleiter immer weiter nach oben zu steigen. Von Tag zu Tag wird sie somit für ihr persönliches Umfeld immer unausstehlicher.

Am Tag einer Preisverleihung landet Kim mit einem anderen Mann im Bett und wird für ihr dadurch schier ins Unendliche gestiegene schlechtes Karma auch prompt bestraft. Das Waschbecken einer russischen Raumstation stürzt just in diesem Moment genau auf ihrem Haupt nieder und Kim segnet viel zu früh das Zeitliche. Doch nicht lange, denn im ewigen Kreislauf des Lebens wird sie wiedergeboren – als Ameise im Ameisenhügel hinter ihrer ehemaligen Terrasse! Was sogar noch als Glück zu bezeichnen ist, denn Diktatoren werden sogar als Darmbakterien wiedergeboren, wie wir im Buch erfahren.

Kim, die auch als Ameise zum Glück immer noch über den Verstand eines Menschen verfügt, erfährt sogleich, dass sie die Chance hat, noch einmal Menschengestalt anzunehmen und als solcher ins Nirwana zu gelangen. Dafür muss sie "nur" genügend Karmapunkte sammeln. Wenn ihr dies gelingen sollte, dann wird sie nach und nach als immer höherwertigere Lebensform wiedergeboren. Doch wie sich schon bald herausstellt, ist das doch wesentlich leichter gesagt als getan für jemanden, der noch nie über ein gutes Karma verfügt hat.

Charaktere

Es ist David Safier auf wundervolle Art und Weise gelungen, das Bild der vielfältigen und "vielförmigen" Kim zu zeichnen. Man kann sich sehr gut in sie hineinversetzen, fühlt und bangt regelrecht mit ihr. Man ertappt sich beim Lesen schnell dabei, dass man Kim kräftig die Daumen drückt, dass für sie doch noch alles ein gutes Ende nehmen möge und ist zudem stets voll unbändiger Spannung, als welches Tier oder Insekt sie wohl als nächstes wiedergeboren wird.

Atmosphäre & Schreibstil:

Man könnte vieles über dieses Buch sagen, aber ein Wort muss dabei eigentlich definitiv tabu sein: Langeweile! Denn die kommt nun wirklich zu keinem Zeitpunkt auch nur ansatzweise auf.

„Mieses Karma“ zieht einen unweigerlich in seinen Bann und lässt einen die Seiten wie von selbst umblättern. Wer dieses Buch beispielsweise auf dem Weg zur Arbeit im Zug liest, der wird sich wahrscheinlich sehr über einen technischen Defekt freuen, der zu einer längeren Fahrtunterbrechung führt. Dann kann er nämlich in Ruhe das Buch auslesen und die "lästige" Arbeit unterbricht ihn nicht bei seinem Lesevergnügen.

David Safier weiß mit jeder Menge Wortwitz und manch überraschender Wendung gekonnt zu überzeugen. Eine derart verrückte und zugleich geniale Idee ist als Geschichte in ihrer Handlung natürlich auch nur sehr schwer vorhersehbar.

Der Autor bietet seinen Lesern eine im wahrsten Sinne des Wortes tierische Erfahrung mit viel Tiefgang, Emotionen nahezu jedweder Art und vor allem natürlich auch jeder Menge Humor. Wenn selbst bekennende Humormuffel wie meine Wenigkeit beim Lesen dieses Buches einem Lachflash nach dem anderen verfallen, will das schon etwas heißen.

Andererseits kann es aber auch sehr gut möglich sein, dass während des Lesens auch mal die eine oder andere Träne vergossen wird. Gerade wenn es um Kims Tochter geht, könnten einem die Tränen manchmal nur so in die Augen schießen.

Was mir an diesem Buch unter anderem auch besonders gut gefällt, ist der absolut leichte und flüssige Schreibstil, der das Lesen ungemein angenehm gestaltet. „Mieses Karma“ ist in meinen Augen die nahezu perfekte Leselektüre für einen entspannten Nachmittag, am besten im Sommer in seinem eigenen Garten oder während des Urlaubs am Strand liegend. Eigentlich könnten sogar Ärzte "Mieses Karma" besten Gewissens per Rezept verschreiben – beispielsweise gegen Frühjahrsmüdigkeit oder Herbstdepressionen.

Mein einziger und somit logischerweise auch zugleich größter Kritikpunkt ist die doch eher geringe Seitenanzahl. Hier hätte man sich von ganzem Herzen gewünscht, dass das Buch deutlich länger ausgefallen wäre. Aber ist das denn nicht eigentlich immer so bei besonders guten Büchern oder geht das nur mir so? Ich kann auf jeden Fall so gut wie versprechen, dass der Lesespaß von der ersten bis zur letzten Seite anhält und das Buch einem äußerst kurzweilige Unterhaltung bietet.

Nachbemerkungen:

"Mieses Karma" eignet sich auch wunderbar zum Verschenken. Machen Sie doch einfach mal wieder einem ihrer Freunde oder Bekannten eine kleine Freude und ich verspreche ihnen, dass ihr Karma darunter sicherlich alles andere als leiden wird.

Zum Schluss bleiben mir nur noch folgende zwei Fragen übrig:

Wie ist es denn eigentlich derzeit um ihr Karma bestellt?

Als was würden Sie gerne wiedergeboren werden?

P.S.: Ich bin mir ziemlich sicher, dass sie nach dem Lesen dieser Lektüre Ameisen zumindest vorübergehend mit völlig anderen Augen sehen und ihnen begegnen werden.  ;)

Hinweis

Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr.  ;)

« Letzte Änderung: 28. Jan. 2014, 14:24:15 von Helluo Librorum »
"Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill


Harrison

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Antw:David Safier - Mieses Karma
« Antwort #1 am: 26. Jul. 2013, 13:46:14 »
Hallo Helluo!
Jetzt gibt es tatsächlich ein Buch, welches wir beide mögen:-)
Ich habe es vor 3 Jahren gelesen und kann  mich Deinem Urteil nur
anschließen...

Helluo Librorum

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Antw:David Safier - Mieses Karma
« Antwort #2 am: 29. Jul. 2013, 14:08:32 »
Hallo Helluo!
Jetzt gibt es tatsächlich ein Buch, welches wir beide mögen:-)
Ich habe es vor 3 Jahren gelesen und kann  mich Deinem Urteil nur
anschließen...

Wer hätte das noch für möglich gehalten.  :D
"Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill