Autor Thema: Marie-Louise Fischer  (Gelesen 6743 mal)

Helluo Librorum

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Marie-Louise Fischer
« am: 11. Okt. 2012, 09:41:15 »
Marie-Louise Fischer erblickte am 28. Oktober 1922 in Düsseldorf das Licht der Welt.

Sie verstarb am 2. April 2005 im Alter von 82 Jahren in einem Krankenhaus in Prien am Chiemsee und ruht auf dem Friedhof in Steinkirchen am Samerberg.

Ihr Vater Georg sorgte als Kaufmann für den Lebensunterhalt seiner Familie. Marie-Louise wuchs als jüngstes von drei Kindern auf. Über ihre Mutter konnte ich im Laufe meiner Recherchen leider nichts finden.

Obwohl ihre Eltern nicht damit einverstanden waren, studierte Marie-Louise in Köln, München und Prag Germanistik, Kunstgeschichte, Psychologie und Theaterwissenschaft.

Ursprünglich war es Fischers Traum gewesen, als Komponistin erfolgreich zu werden.

Nach dem Studium hat sie als Dramaturgin in Prag gearbeitet. Als im Jahre 1945 die Russen dort einmarschiert sind, wurde Fischer von diesen interniert und musste anderthalb Jahre Zwangsarbeit in der Landwirtschaft verrichten.

Die Erfolgsautorin war 20 Jahre lang mit Hans Gustl Kernmayer verheiratet (Hochzeit im April 1956), der sein Geld auch als Schriftsteller verdiente und im Jahre 1977 verstarb.

Über ihren Mann sagte sie einst, dass er „das große Glück ihres Lebens“ gewesen sei.

Kernmayer war zuvor bereits viermal verheiratet und galt als egozentrische, aber ebenso auch schillernde Persönlichkeit.

Er hatte mehrere uneheliche Kinder gezeugt und blieb auch während seiner Ehe mit Marie-Louise seiner Frau nicht treu. Sie nahm alle Demütigungen klaglos hin und war stets bemüht, ihre Ehe zu retten.

Wäre Fischers Verleger nicht eingeschritten, hätte sie es ihrem Mann sogar gestattet, ihre Bücher unter seinem Namen zu veröffentlichen.

Auch in finanziellen Dingen ließ sie ihm völlig freie Hand und war tatsächlich sogar dankbar darüber, wenn sie von ihm ein Taschengeld zur freien Verfügung bekam.

Nachdem Fischer ihren Mann beerdigt hatte, zog sie sich in ihr Haus nahe Rosenheim zurück, in dem sie zusammen mit ihrer Sekretärin und ihrem Hund fortan lebte.

Bereits mit ihrem ersten richtigen Roman „Zerfetzte Segel“ konnte die Autorin im Jahre 1951 ihren ersten Bestseller feiern.

In insgesamt mehr als 50 Jahren, in denen die Fischer sich der Schriftstellerei widmete, hat sie über 100 Romane sowie 75 Kinder- und Jugendbücher geschrieben. Letztere waren hauptsächlich Mädchenbücher, bzw. Fortsetzungsromane. Ansonsten hat Fischer vor allem Liebesromane geschrieben.

Ein für die Autorin völlig untypisches Buch war „Das Dragonerhaus“, ein historischer Roman, in dem sie über den bayerischen Landadel des 18. Jahrhunderts schrieb.

Zusammen mit ihrem Mann veröffentlichte Marie-Louise Fischer auch verschiedene Sachbücher.

Ihre Bücher haben weltweit eine Auflage von mehr als 70 Millionen Exemplaren erreicht und wurden in 23 Sprachen übersetzt.

Marie-Louise Fischer zählt zu den meistgelesenen Autorinnen in Deutschland. Ihre Bücher werden, bzw. wurden besonders gerne von Frauen und Mädchen gelesen.

Die Autorin verfasste einen Teil ihrer Romane unter den Pseudonymen Katja Holm, Kirsten Lindstroem, A. G. Miller und Dr. Christoph Vollmer.

Zu  Fischers größten Bestsellern gehören „Der Mann ihrer Träume“ und „Ein Herz voller Tränen“.

Genau wegen solcher Bücher warfen ihr die Kritiker immer wieder vor, dass sie lediglich „Trivialliteratur“ verfasse. Marie-Louise Fischer lasse kein Klischee aus und ihre Romanhandlungen liefen immer wieder nach einem bestimmten Muster ab.

Was die Autorin jedoch weder sonderlich störte, noch sie dazu veranlasste, ihrem Stil untreu zu werden. Sie sagte über sich selbst, dass sie eine reine „Unterhaltungsschriftstellerin sei und keine großen Aussagen zu machen habe. Sie möchte auch nicht das Bewusstsein der Menschen verändern.“. Fischer „möchte unterhalten und es den Frauen ermöglichen, aus der tristen Welt ihres Alltags zu entfliehen.“.


Weitere bekannte Romane und Jugendbücher von Marie Louise Fischer sind:

Zerfetzte Segel (1953)

Die silberne Dose (1954)

Ich spüre dich in meinem Blut (1956)

Mit einem Fuß im Himmel (1957)

Im Schwindeln eine Eins (1960)

Jung und liebenswert (1963)

Ulrike das schwarze Schaf im Internat (1964)

Frauenstation (1964)

Im Schatten der Vergangenheit (1964)

Mit den Augen der Liebe (1965)

Damals war ich siebzehn (1965)

Die Geschworene (1965)

Delia die weiße Indianerin (1966)

Das Herz einer Mutter (1966)

Delia und der Sohn des Häuptlings (1967)

Verbotene Liebe (1967)

Der Frauenarzt (1968)

Eine Frau in den besten Jahren (1963)

Wildes Blut (1970)

Glücklich verheiratet, ein Leben lang (1970)

Da wir uns lieben (1972)

Ein unmögliches Mädchen (1974)

Zu viel Liebe (1984)

Leonore setzt sich durch (1984)

In zweiter Ehe (1985)

Späte Liebe (1997)

Sanfte Gewalt (1997)

Frucht der Sünde (1997)

Plötzlicher Reichtum (1998)

Die Leihmutter (1998)


Ein Teil ihrer Bücher wurde auch verfilmt, so z.B. auch die beliebten Romane „Alarm auf Station 2“, „Frauenstation“ und „Schicksal der Lilian H.“.

In Zeitschriften wie z.B. „Bunte“, „Das Goldene Blatt“, Quick“ und „Revue“ erschienen zahlreiche Fortsetzungsromane der Erfolgsautorin, vor allem jedoch in der Bravo, wo Marie-Louise Fischer unter einem ihrer Pseudonyme schrieb.

In der erfolgreichen Jugendzeitschrift „Bravo“ gab sie dann auch unter einem ihrer weiteren Pseudonyme Rat in Sachen Liebe und Sexualität.

Wobei Fischer gleichgesellschaftliche Liebe dem damaligem Denken der Allgemeinheit entsprechend strikt ablehnte, ja gar verurteilte. So vertrat sie beispielsweise die Meinung, dass Homosexualität durch „Injizieren von männlichen Hormonen heilbar sei.“ Und „lesbische Mädchen einfach ihre tief verwurzelte unbewusste Angst vor Männern überwinden sollten.“.

Marie-Louise Fischer bezeichnete sich selbst einmal als „harte Alkoholikerin“, die sich nicht nur gerne ein Glas Wein gönnte, sondern regelmäßig auch hochprozentigeren Alkohol konsumierte.

Ihren eigenen ausschweifenden Genuss von Suchtmitteln übertrug sie auch oft auch auf ihre Romanfiguren, die ebenso zügellos ihren Lastern frönten.

Marie-Louise Fischer schien nicht wirklich etwas von der Emanzipation zu halten. Wie sie selbst im realen Leben befanden sich auch ihre weiblichen Romanfiguren stets dem Mann gegenüber in untergeordneter Position. Eine Frau soll die perfekte Mutter und Bettgespielin sein, die Töchter vorzeigbar und wohlerzogen sein.

Familie, Haushalt und Sex – zu viel mehr scheinen die Frauen in Fischers Gedankenwelt offenbar nicht gut zu sein. Auch in ihren Jugendbüchern vermittelte sie bereits dieses (damals noch nicht so) altmodische Bild von dem weiblichen Geschlecht.

An ihrem 80. Geburtstag verkündete die Erfolgsautorin, dass sie keine neuen Romane mehr schreiben würde und fortan lieber ihren Hobbys frönen würde. Als da wären Kochen, Skat und Sticken.



« Letzte Änderung: 11. Okt. 2012, 21:01:07 von Astrid »
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