Autor Thema: DLG-Qualitätssiegel: Fragwürdige Prämierung  (Gelesen 2684 mal)

morfois43

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DLG-Qualitätssiegel: Fragwürdige Prämierung
« am: 18. Mai. 2012, 11:45:38 »
Ob auf Wurst, Käse, Marmelade, Müsli, Lachs oder Kaffee - auf zahlreichen Lebensmittel-Packungen steht das DLG-Siegel. Doch kaum jemand weiß, wer es vergibt: nämlich die Deutsche Landwirtschafts-Gesellschaft. Ihre Mitglieder kommen vor allem aus der Landwirtschafts- und Lebensmittelindustrie und vergeben sich damit quasi selbst ein Siegel- und zwar inflationär. 94 Prozent der Produkte, die getestet werden, bekommen ein Siegel. Kein Wunder, dass Hersteller wie etwa "Harry Brot" auf ihren Produkten allein 230 Siegel der DLG tragen.

Geschmack statt Inhalt

Die DLG testet vor allem die Sensorik der Produkte. Im Vordergrund steht also der Geschmackstest. Auf die Zutaten oder die Art der Herstellung wird dabei nicht geachtet. Produkte, die die DLG als "überdurchschnittlich gut" bewertet, bekommen ein Goldsiegel von der DLG.

So etwa Lebensmittel, die ihren Geschmack durch den Zusatz von künstlichen Aromen erhalten, wie etwa der "Erdbeer-Sahne-Joghurt" von "Zott". Auch die Farbe des Joghurts wird nicht allein durch Erdbeeren erreicht, sondern durch den Zusatz von Roter Beete. Verbraucherschützerin Silke Schwartau findet das unglaublich: "Es kann nicht sein, dass ein Produkt, das künstlich aromatisiert wird, noch für den guten Geschmack ausgezeichnet wird" Selbst Süßigkeiten wie "Haribo Gummibärchen" bekommen das DLG-Siegel.

DLG Gold bekommt "mangelhaft" bei Stiftung Warentest

Ein weiteres Beispiel: die Aufbackbrötchen "Meister Krüstchen" von "Harry" - von der DLG mit Gold ausgezeichnet. Bei Stiftung Warentest bekommen die gleichen Brötchen nur die Wertung "mangelhaft". Die Begründung von Stiftung Warentest: Die Brötchen seien im Geschmack "alt, fade, nur wenig aromatisch..." Die DLG kann sich diese gravierenden Unterschiede im Testergebnis nicht erklären.

Das Marketing zählt

Viele Hersteller werben mit dem DLG-Siegel. Ob auf Produkten, im Internet oder auf Werbebroschüren. Das Logo regt die Verbraucher zum Kauf eines Produktes an, denn sie vermuten, dass sich dahinter eine besonders hohe Qualität verbirgt. Für sie ist allerdings kaum zu durchschauen, warum die Produkte das Siegel bekommen. Und eine Übersicht der Produkte, die negativ getestet wurden, wird zudem nicht veröffentlicht.

Fazit: Das DLG-Siegel ist eine fragwürdige Auszeichnung. Wem Zutaten, Inhalt und Verarbeitung wichtig sind, der schaut besser auf das Kleingedruckte und nicht nur auf das Siegel.

Text: Heike Dittmers
Quelle: www.ndr.de/markt Sendung vom 02.04.2012


« Letzte Änderung: 18. Mai. 2012, 11:47:46 von morfois43 »