Autor Thema: Richard Laymon - Das Spiel  (Gelesen 3180 mal)

Helluo Librorum

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Richard Laymon - Das Spiel
« am: 18. Jan. 2012, 07:59:13 »
Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":

Richard Laymon: Das Spiel

Genre: Thriller
Seiten: 496
Verlag: Heyne
ISBN-10: 3453675355
ISBN-13: 978-3453675353


***** Lesen Sie bitte auch unbedingt meine Buchempfehlung zu "Nacht" von Richard Laymon. Da finden Sie nicht nur ein weiteres faszinierendes Buch von ihm, sondern erfahren auch manch andere interessante Information zu ihm und seinen Büchern im Allgemeinen, die ich in dieser Buchempfehlung nicht noch ein zweites Mal in gleicher Form schreiben wollte, aber trotzdem mehr als erwähnenswert sind! *****

Das Wichtigste gleich vorweg: Nein, Richard Laymon hat "Das Spiel" NICHT bei "SAW" abgekupfert, sondern die Macher von "SAW" sind vermutlich dank "Das Spiel" auf ihre Idee für die kultige Horror-Film-Reihe gekommen. (Denn zuerst gab es sein Buch, dann verstarb der Autor tragischerweise und erst später folgte der Film!)

"Es wäre ein Fehler, Richard Laymon nicht zu lesen!" (Stephen King )

"Einmal mit dem Lesen begonnen, können Sie einfach nicht mehr aufhören!" (The Guardian )

"Richard Laymon geht an die Grenzen - und darüberhinaus!" (Publisher's Weekly )

Romane von Richard Laymon sind mehr als nur Bücher, sie sind immer wieder ein ganz besonderes Ereignis.

Der Autor zieht uns Leser mit seinem unvergleichlichen Schreibstil total in seinen Bann und regelrecht in einen Sog rasanter und irrwitziger Action. 

Es gibt schlicht und ergreifend keinen besseren Autor in diesem Genre: Richard Laymon ist konkurrenzlos.

Eine Frage möchte ich Ihnen vorab ganz bewusst stellen und darum bitten, auch während des Lesens ehrlich darüber nachzudenken: Was wären Sie bereit für Geld zu tun? Wie weit würden Sie in diesem Spiel gehen?

Klappentext:
Eines Tages erhält die junge Bibliothekarin Jane einen Fünfzig-Dollar-Schein und die Aufforderung, sich an einem ominösen „Spiel“ zu beteiligen: Wenn sie jeweils mitternachts eine bestimmte Aufgabe löst, dann verdoppelt sich ihre Belohnung. Sie macht mit. Die ersten Aufgaben sind noch leicht, doch sie werden härter – bis es kein Zurück mehr gibt: Das „Spiel“ artet zu reinstem Terror aus ....


Die Hauptprotagonistin Jane findet man entweder von Beginn an sympathisch und schließt sie unweigerlich in sein Herz oder man möchte sie am liebsten mit beiden Händen greifen, sie kräftig durchschütteln und ihr zurufen: "Mädel, werde mal klar im Kopf. Das ist doch nicht normal, was du dir hier freiwillig antust. Hör sofort mit diesem Psychowahnsinn-Spiel auf!"

Kaum hat Jane eine der Aufgaben erfolgreich erledigt, möchte man unverzüglich in Erfahrung bringen, welche Aufgabe der nächste Umschlag birgt, was sie (gefährliches) tun muss, um erneut das doppelte Geld wie für die Aufgabe zuvor zu erhalten. Könnte Neugier einen töten: Richard Laymon wäre ein Massenmörder schier ungeahnten Ausmaßes und der meistgesuchte Verbrecher der Welt! Sind die ersten Aufgaben noch sehr simpel gestrickt und führen auf einfache Art und Weise zu schnell verdientem Geld, werden sie im Laufe der Zeit natürlich stets schwieriger und auch gefährlicher. Immer wenn man denkt, dass es nicht noch schlimmer werden kann, legt der Autor gekonnt noch einmal an Morbidität zu. Der Geldgewinn steigt zwar mit zunehmendem Anspruch, aber steht hierbei in keinerlei Relation zu dem Wagnis, in das Jane sich begibt. Ist am Anfang zugegebenermaßen noch eher neidisch und wünscht sich, einem selbst würde so etwas einmal passieren, distanziert man sich schneller als gedacht von dieser Meinung und erkennt den verführerischen Alptraum, in den Jane dank niederer primitiver Instinkte unweigerlich hineingezogen wird. Sie wird schnell gierig und verfällt bei der abgedrehten "Schnitzeljagd" ohne es zu merken in eine Sucht. Richard Laymon spielt bewusst damit, dass die Gier nicht selten über die Vernunft siegt. Bei den Aufgaben weiß der Autor nicht zuletzt durch teilweise sehr klug durchdachte Rätsel zu überzeugen.

Leseprobe:
Jane las den Brief dreimal durch. Das kann nicht sein Ernst sein, dachte sie. Sie zitterte am ganzen Körper. Ihr Kopf pulsierte schmerzhaft. In ihren Eingeweiden spürte sie ein seltsames summendes Gefühl, als wäre sie an eine schwache Stromleitung angeschlossen. Jane legte den Wecker in den Sarg und ließ die Schachtel zu Boden fallen. Mit Daumen und Zeigefinger hielt sie sich das Negligé an einem seidenen Träger vor den Körper. Es würde ihr wohl gerade bis zu den Oberschenkeln reichen. Die Taschenlampe schien durch den hauchdünnen Stoff. Ein Hauch von Nichts? Er will wirklich, dass ich es anziehe und mich eine halbe Stunde lang in den Sarg lege. Mann", flüsterte sie. Da hat er sich die Falsche ausgesucht." Dann hob sie die Stimme: Du bist völlig durchgeknallt." Keine Antwort. Sie hatte auch keine erwartet. Mog antwortete ja nie. Aber er musste hier irgendwo sein. Er hatte ihr eine Belohnung versprochen, wenn sie seine Befehle befolgte. Irgendwie musste er die ja hierher schaffen. Und woher wollte er wissen, dass sie seine Anweisungen befolgte, wenn er sie nicht beobachten konnte? Warum sollte ich mich sonst ausziehen? Er muss mich sehen können. Vielleicht durch ein Loch in der Wand oder so ähnlich. Ein Spanner, der ihr 6000 Dollar zahlen wollte. Im Dunkeln kann er nicht spannen, dachte sie. Wenn ich die Taschenlampe ausschalte sieht er nichts. Außerdem hatte er sie schon einmal nackt gesehen. Als er ihr den Brief in den Bademantel gesteckt hatte, hatte sie unter der Dusche gestanden. Und wer weiß, wie oft er sie noch heimlich beobachtet hatte?"
(Kapitel 21, S. 210/211)

"Das Spiel" wird möglicherweise ihr erstes Buch von Richard Laymon sein, aber ganz bestimmt nicht das Letzte!

Ein weiteres Buch dieses Autoren, für den der Begriff "Pageturner" hätte erfunden werden müssen, würde es ihn nicht bereits geben!

"Das Spiel" ist ein weiteres Buch in der Reihe meiner Buchempfehlungen, das man sich sehr gut als Film vorstellen könnte.

"Das Spiel" ist Laymon-untypisch mehr "Psycho-Thriller" denn der gewohnte "Horror-Schocker". Was diesem Buch aber keinesfalls schädlich ist, sondern einfach nur eine andere, neue und sehr interessante Facette von seiner kranker Phantasie aufzeigt.

"Das Spiel" ist wie jedes andere Buch von Richard Laymon auch keine geistreiche Literatur oder strotzt vor lauter Realismus, aber wer auf harte, extrem brutale, nicht selten humorvolle, perverse Lesekost unter dem Mantel einer rasanten und interessanten Geschichte steht, sich beim Lesen einfach nur ekeln oder schaurig schön gruseln möchte, wird sich rasend schnell in diesen Autor verlieben. Manche skurile Szene wird in "Das Spiel" derart detailliert beschrieben, dass sie einen angeekelt bis verstört zurücklässt.

Wie nicht anders von ihm gewohnt, punktet der Autor gleich zu Beginn des Buches mit dem nahtlosen Einstieg in die Geschichte: nämlich indem Jane den ersten Umschlag findet. Man mutiert fortan zum Voyeur in diesem "Spiel", der nur noch dafür lebt, um Jane rund um die Uhr zu beobachten. Ich lag vor lauter Spannung hellwach im Bett, fragte mich fortlaufend, welchen weiteren Verlauf die Geschichte nimmt und welche Aufgaben Jane noch bevorstehen würden. Als ich es dann gar nicht mehr auszuhalten vermochte, stand ich auf, knipste das Licht an und lies den Roman in einem Rutsch zu Ende. Das ich mich am nächsten Tag aufgrund akuten Schlafmangels wie gerädert fühlte, war zwar schade, es mir aber allemal wert.

P.S.:
Ich kenne viele Leser, die nur Romanen weniger ausgewählter Autoren Zugang zu ihren Bücherregalen gewähren. Sätze wie z.B. "Ich lese nur Simon Beckett." kann ich persönlich überhaupt nicht nachvollziehen. Wissen diese Leute eigentlich, um welch immense Anzahl genussvoller Stunden des Lesespaßes sie sich damit bringen? Ich habe es schon seit jeher so gehandhabt, dass ich regelmäßig in den Bücherläden meines Vertrauens Ausschau nach neuen Autoren halte. So habe ich dann auch einige Autoren für mich entdecken dürfen, die mir vorher noch kein Begriff waren. Unter anderem bin ich auf diese Art und Weise auch auf meine beiden Lieblingsautoren gestoßen. Alleine der Gedanke daran, dass sie mir entgangen wären, weil ich mich nur auf Bücher von Autor "X" und "Y" und "Z" versteift hätte, bringt mein Herz vor lauter Panik zum Rasen. Falls Sie also auch zu den merkwürdig anmutenden Gattung der Leser gehören, die ich beschrieben habe, dann möchte ich hiermit folgenden Rat geben: Gehen Sie doch bitte mal in einen großen Bücherladen in der City, nehmen sich dafür ausreichend Zeit und stöbern sich durch die Bücher, die nicht dicht an dicht gedrängt ausliegen, sondern die entweder unten vor den Regalen offen ausliegen oder auf einem der Tische. Wenn Sie dann nicht wenigstens ein paar hochinteressante Bücher von ihnen bis dato unbekannten Autoren finden, würde mich das doch sehr erstaunen. Oder möchten Sie freiwillig auf Perlen der Belletristik verzichten?


P.S.: Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr!  ;)

« Letzte Änderung: 10. Feb. 2012, 10:14:52 von Helluo Librorum »
"Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill