Autor Thema: Matthew Reilly - Der Tempel  (Gelesen 5180 mal)

Helluo Librorum

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Matthew Reilly - Der Tempel
« am: 30. Okt. 2013, 12:48:15 »
Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":

Matthew Reilly – Der Tempel


Genre: Thriller
Seiten: 620
Verlag: Ullstein
ISBN-10: 3548252834
ISBN-13: 978-3548252834

Der Autor erzählt eine faszinierende Geschichte, rund um den Hauptprotagonisten William Race, vor exotischer Kulisse, mitten im Dschungel Perus.

William Race arbeitet normalerweise als Professor für Sprachwissenschaften an der NYU (New York University). Eines Morgens, als er zur Arbeit kommt, sieht er bereits auf dem Flur, wie schwer bewaffnete Soldaten den Eingang zu seinem Büro bewachen. Doch wird er freundlich hinein gebeten und dort von einem hochrangigen Offizier der U.S. Army außer Dienst herzlich empfangen. Man bittet ihn eindringlich um seine Hilfe bei der Übersetzung eines jahrhundertealten, in lateinischem verfassten Manuskripts. Mehr könnte man ihm hier und jetzt leider nicht verraten, denn es handele sich hierbei um eine Geheimsache höchster Sicherheitsstufe. Doch sein Land, die USA, brauchen ihn nun dringend! William Race zögert zwar zuerst noch etwas, lässt sich dann aber doch dazu überreden, mit ihnen mitzugehen. Denn, wie man ihm mitteilt, möchte man ihn unbedingt persönlich dabei haben, damit er bereits während des Fluges das Manuskript möglichst komplett übersetzen kann. Sofort nach dem Verlassen der Maschine würde man sich nämlich auf den Weg machen, um den Zielort zu erreichen. Es würde bei ihrer für ihn noch geheimnisvollen Mission auf jede Minute ankommen. Und ihr Ziel könnten sie nicht ohne die Übersetzung des Manuskripts erreichen.

Wie sich später herausstellt, ist das Team der U.S. Army auf der Suche nach einem mysteriösen Inka-Götzenbild, das aus einem nicht irdischen Material einst von Menschenhand geschaffen wurde. In dem Meteoritengestein, aus dem das Götzenbild besteht, war Thyrium enthalten, dass nach entsprechender Bearbeitung für den Bau der gefährlichsten Waffe der Menschheitsgeschichte verwendet werden kann. Einer Waffe, die selbst die Atombombe noch weit in den Schatten zu stellen vermag: die so genannte Supernova, die nach ihrer Zündung unweigerlich den gesamten Planeten zerstören würde.

Auch wenn dem Team zu diesem Zeitpunkt aus zuverlässiger Quelle bereits bekannt ist, dass man nicht alleine auf der Suche nach dem Thyrium ist, hätte niemand geahnt, wer sich an selbiger tatsächlich noch so alles beteiligt. Aus unterschiedlichen Gründen haben einige Menschen großes Interesse daran, das fehlende Puzzlestück der Supernova in ihren Besitz zu bringen. Wer das Thyrium dann schlussendlich in seine Gewalt bringen kann, entscheidet damit auch über das Schicksal der Welt!

So beginnt ein im wahrsten Sinne des Wortes mörderischer Wettlauf. Denn nicht nur die U.S. Navy und das deutsche BKA (Bundeskriminalamt) sind hinter dem Thyrium her, sondern auch eine deutsche Gruppe von Nazis, angeführt von einem ehemaligem hochrangigen Offizier der SS, die sich mit zwei weiteren gefährlichen Gruppierungen vereinigt haben, darunter auch eine fanatische Endzeitsekte, deren einziges Ziel es ist, die gesamte Welt zu zerstören. Wie nützlich, dass die Supernova ja genau dies zu tun vermag.

Eine weitere Gefahr, eigentlich sogar die tödlichste von allen potentiellen Gegnern, entspringt einem Tempel der Inka, der in diesem Buch eine gewichtige Rolle spielt. Schnell sieht man ein, dass man diesen Eingang besser nicht geöffnet und ihn auch weiterhin hätte verschlossen halten sollen, wie man es auch die letzten Jahrhunderte lang getan hatte.

Ob zu Wasser, zu Lande oder in der Luft – gekämpft wird überall. Nicht selten inklusive einer wilden Verfolgungsjagd. Deutsche, Amerikaner, Nazis, Bundeskriminalamt, Army, Navy, gigantische Raubkatzen – hier kämpft im Laufe des Buches so ziemlich jeder gegen jeden. Dabei können sich auch jederzeit überraschende neue Feindschaften, Kooperationen oder aber auch Freundschaften bilden.

Ich fand es sehr interessant, dass in diesem Buch zwei Geschichten erzählt werden, die zwar Hunderte von Jahren auseinander liegen, aber auch ineinander verwoben sind, Prophezeiungen inklusive. Auch William Race und sein Team hätten ohne die Hilfe aus der Vergangenheit wohl schon recht schnell aufgeben können.

In dem gefundenem Manuskript berichtet ein spanischer Priester namens Santiago über die Abenteuer, die er damals erlebt hat, als er sich mit den spanischen Konquistadoren rund um ihren grausamen Anführer Hernando Pizzaro aufgemacht hat, deren Ziel es war, das Land der Inka zu erobern und alles Kostbare in spanischen Besitz zu bringen. Die Aufgabe des Priesters war es hingegen, die Einwohner zu missionieren. Doch wie es der Zufall so wollte, kehrte dieser seinen Landsleuten schon bald den Rücken und verbündete sich mit dem Inka-Prinzen Renco und einem geheimnisvollen Gefangenen, dessen wahre Bedeutung erst im Laufe des Buches offenbart wird. Gemeinsam versuchen sie, das kostbarste Relikt des Inka-Volkes, ein mysteriöses Götzenbild, vor den Spaniern zu verstecken. Doch was so scheinbar harmlos klingt, ist unendlich schwieriger und bedeutender zugleich, als man es sich eigentlich hätte vorstellen können.

Das Manuskript birgt manches Geheimnis und ist William Race und seinem Team des Öfteren wahrlich eine große Hilfe. Doch ob es dem Professor und seinem Team tatsächlich gelingen wird, die Welt zu retten? Um nicht zu sehr zu spoilern und niemandem seinen verdienten Lesespaß zu verderben, verrate ich natürlich nicht das Ende der Geschichte.

Matthew Reilly hat seinen Hauptcharakter William Race so gezeichnet, dass er selbst den Vergleich mit Indiana Jones, James Bond oder Superman nicht zu scheuen bräuchte.

Gewisse Parallelen, vor allem jene zu den Abenteuern von Indiana Jones sind geradezu unverkennbar. William Race ist ebenso wie Indiana Jones Professor an einer Universität und in jedem Abenteuer spielen auch die Nazis eine entscheidende Rolle. Daher liege ich sicherlich mit meiner Vermutung gar nicht so verkehrt, dass es sich bei Matthew Reilly um einen großen Fan dieser legendären Filmreihe handeln dürfte.

Der Professor scheint nach dem Motto zu handeln: „Ich habe keine Chance und die will ich auch nutzen!“. Natürlich ist es mehr als unrealistisch, was der Held dieser Geschichte zu leisten imstande ist. Aber schauen wir uns nicht auch gerne Filme von James Bond oder anderen Heldenhaften Figuren an, die scheinbar unsterblich sind und die immer wieder aufs Neue jede noch so gefährliche Situation mehr oder weniger locker überstehen?

Dieses Buch ist der absolute Wahnsinn! Zugegeben: Wer literarisch anspruchsvolle Lesekost erwartet oder hohen Wert auf Realismus legt, dem kann man natürlich nur von diesem Buch abraten. Doch wer hingegen Fan von Filmen wie z.B. denen der „Indiana Jones“-Filmreihe ist, der dürfte mit diesem Buch seine wahre Freude haben.

„Der Tempel“ bietet allerbeste Unterhaltung auf nahezu konstant hohem Niveau. A-C-T-I-O-N, so buchstabiert man Matthew Reilly! Tatsächlich brennt der Autor ein regelrechtes Actionfeuerwerk ab, mit dem andere Autoren gleich mehrere Bücher füllen würden. Mehr Action kann man in ein Buch mit etwas mehr als 600 Seiten wahrlich kaum packen. Hier fließt das Blut in Strömen, irgendwo ist immer gerade jemand oder etwas am Sterben.

Für manchen Leser könnte die Geschichte vielleicht sogar schon viel zu rasant geschrieben worden sein. Man muss sich ehrlich gesagt beim Lesen schon konzentrieren, damit man nicht plötzlich den Überblick verliert, wer hier gerade gegen wen kämpft, wer zu den Guten oder zu den Bösen zu gehören scheint, wer eventuell ein doppeltes Spiel spielt und vor allem, wer wirklich welche Intentionen hat. Der Autor überrascht seine Leser auch ansonsten immer wieder mit neuen Wendungen. Dabei wird die Geschichte derart bildhaft erzählt, dass es einem leicht fällt, sich wunderbar in eben diese hineinzuversetzen. Das erhöht natürlich nur noch zusätzlich die Intensität dieser Leseerfahrung.

Matthew Reilly jagt seine Leserschaft regelrecht durch die Handlungsintensive Geschichte dieses außergewöhnlichen Buches. Da im Prinzip wirklich jederzeit irgendetwas Wichtiges passiert oder zumindest kurz bevorsteht, will man eigentlich auch immer wissen, wie es weitergeht. Man kann einfach nicht mehr damit aufhören, weiter zu lesen. Hätte man den Begriff „Pageturner“ nicht bereits erfunden, man müsste ihn spätestens für dieses Buch erfinden. Die Seiten scheinen sich fast schon wie von selbst umzublättern, man liest sich regelrecht in einen Rausch und nimmt nichts anderes mehr wahr, was um einen herum passiert. Der Autor gönnt seinen Lesern so gut wie keine Pause, um einmal etwas Luft zu holen und den Puls wieder auf ein normales Pegel zu reduzieren. Immer dann, wenn man gerade einmal hoffnungsfroh ist, dass einem der Autor zumindest etwas Verschnaufpause gönnt, dann hat er stattdessen den nächsten Hammer raus und sorgt dadurch dafür, dass der Pulsschlag auf konstant hohem Niveau bleibt. Vor lauter Spannung muss man aufpassen, dass man nicht plötzlich das Atmen vergisst. Das Buch hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt wie kaum ein zweites es jemals zuvor zu tun vermochte. Wer gerne abends im Bett noch ein Buch liest, um besser und vor allem schneller einschlafen zu können, dem sei dringend von diesem Buch abgeraten. Denn damit erreicht man sicherlich nur das Gegenteil und wird erst Stunden später im Schlaf versinken und eine viel zu kurze Nacht verbringen. Was vor allem nicht gut kommt, wenn man am nächsten Morgen früh raus und zur Arbeit oder in die Schule muss.

Trotz des großen Umfangs des Buches, das manchen „faulen“ Leser vom Kauf sehr wohl abschrecken könnte, empfand ich es zu keinem Zeitpunkt als zu langatmig. Meiner Meinung nach passiert sogar so viel, dass es noch deutlich länger hätte ausfallen können.

„Der Tempel“ ist zwar mein erstes Buch aus der Feder dieses Autoren gewesen, aber wenn seine anderen Bücher von ähnlicher Qualität zeugen, wird es definitiv nicht mein letztes gewesen sein. Ich freue mich jedenfalls schon jetzt unbändig darauf, den nächsten Titel von Matthew Reilly zu lesen. Doch noch muss ich mich leider ein klein wenig gedulden, da erst noch mein aktuelles Buch ausgelesen werden möchte.

Ich liebe ja solche überraschenden Funde. Wo ich weder vom Buch noch vom Autor jemals zuvor etwas gehört habe und wo das Buch zwar nach dem Lesen des Klappentextes mein Interesse erweckt, aber am Ende tatsächlich sogar alle meine anfänglichen Erwartungen noch bei weitem übertroffen werden. „Der Tempel“ zählt für mich innerhalb des Actiongenres zu den absoluten Highlights. Bücher dieser Art gibt es leider viel zu wenige. Matthew Reilly präsentiert sich in einer Form, von der 99% seiner Kollegen nur träumen können.

Obwohl ich mich generell vor allem für harte Lesekost und somit für Autoren wie beispielsweise Bryan Smith, Charlie Huston, Paul Cleave, Richard Laymon & Co. interessiere, habe ich in der jüngeren Vergangenheit auch ein besonderes Interesse an Büchern dieser Art entwickelt. Autoren wie Glenn Cooper, James Rollins, Matthew Reilly, Uwe Schomburg, Walt Becker & Co. habe ich einige unterhaltsame Lesestunden zu verdanken.

Das Buch müsste meiner Meinung nach unbedingt verfilmt werden. Ein Film nach dieser Vorlage würde sich zwangsläufig in die Liste der erfolgreichsten Hollywood-Blockbuster im Actiongenre einreihen, wenn man dafür richtig gute Leute finden würde, die ihn produzieren, Regie führen, sich um die Special Effects kümmern und natürlich bekannte Schauspieler verpflichten kann, die die Rollen wunderbar auszufüllen imstande sind.

Bei meiner üblichen und ergänzenden Internetrecherche ist mir beim Lesen einiger Rezensionen aufgefallen, dass nicht wenige Leser die Werke Matthew Reillys mit denen Tom Clancys vergleichen. Wobei ich sagen muss, dass ich zwar nicht alle Bücher von Tom Clancy kenne, jedoch der Meinung bin, dass man diese Bücher nicht unbedingt miteinander vergleichen sollte. Denn eines ist Fakt: Ich würde die Bücher von Tom Clancy nicht mit den Abenteuern von Indiana Jones vergleichen. Wohingegen dieser Vergleich bei den Büchern von Matthew Reilly absolut nicht von der Hand zu weisen ist.

Hinweis

Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr.
;)
« Letzte Änderung: 30. Okt. 2013, 12:49:49 von Helluo Librorum »
"Wenn zwei Menschen immer der gleichen Meinung sind, dann ist einer von ihnen überflüssig." Winston Churchill