Helluo Librorum präsentiert aus der Reihe "Bücher, die man gelesen haben muss":
John Katzenbach - Das OpferGenre: Thriller
Seiten: 656
Verlag: Knaur
ISBN-10: 342663757X
ISBN-13: 978-3426637579
Beste Krimiunterhaltung mit Grusel-Faktor. Garantiert. -- Stefan Kellerer, Literaturanzeiger.de
"Das Opfer" beschreibt ein beängstigendes Thema, vor dem sich besonders junge Frauen fürchten: Stalking!
Ein Stalker stellt anderen Menschen regelmäßig nach, belästigt oder bedroht sie sogar. Von einem Stalker verfolgt zu werden kann relativ schnell zu Psychoterror der schlimmsten Sorte ausarten. Und sich seines Stalkers zu entledigen ist leider eine nicht ganz so leichte Angelegenheit.
Gibt es überhaupt schlechte Bücher von John Katzenbach? Mir ist jedenfalls noch kein einziges untergekommen. Der Autor erreicht immer wieder gute Platzierungen in sämtlichen Bestsellerlisten und ist somit einer der wenigen Autoren, die auf konstant hohem Niveau zu schreiben vermögen. Er gehört unbestreitbar zu den Meistern seines Fachs und zementiert mit "Das Opfer" seinen Ruf als einer der besten Autoren im Genre des Thrillers.
Sollte dies ihr erstes Buch von John Katzenbach sein, wird es aller Wahrscheinlichkeit nach nicht das letzte bleiben. Ich jedenfalls warte höchst gespannt auf das nächste Meisterwerk aus der Feder dieses Autoren! Ein Buch das in keiner Sammlung von John Katzenbach-Büchern fehlen darf! Aber fairerweise muss man natürlich erwähnen, das seine Fans "Der Patient" und "Die Anstalt" sogar noch besser finden.
Endlich mal wieder ein sogenannter "Psycho-Thriller", der diese Bezeichnung auch wirklich verdient hat und positiv aus der 08/15-Masse hervorsticht. Ein typischer Katzenbach eben!
So stellt sich der Autor also einen Stalker vor - interessant! John Katzenbach hat das brisante Thema "Stalking" auf intelligente Art und Weise verarbeitet und erzählt die Geschichte aus der Sicht des Opfers erschreckend authentisch. Für mich zählt dieses Buch zu den besten Romanen rund um das Thema "Stalking".
Die Story
Wie eine einzige Nacht ein gesamtes Leben nachhaltig verändern kann und aus Liebe Obsession wird.
Wie so oft im Leben: Er ist unsterblich in seine Traumfrau verliebt. Doch werden diese Gefühle nicht von Ashley erwidert, was Michael widerum nicht akzeptieren kann oder will. Trotzdem schafft er es irgendwie, wenigstens in den Genuss einer einzigen Nacht mit ihr zu kommen. Nach ihrem One-Night-Stand will Ashley nichts mehr von Michael wissen, was diesen in seiner krankhaften Liebe rasend vor Wut macht. So bedarf es fortan dringend eines Plans, wie er seine Angebetete für sich gewinnen und jedes Hindernis aus dem Weg räumen kann. Da diese auch menschlicher Natur sein können, befindet sich nun jeder in Lebensgefahr, der in Ashleys Leben eine wichtige Rolle spielt. Da kann auch schon ein relativ harmloser Kuss zum ausreichenden Grund werden. Und sind erst einmal alle Hindernisse beseitigt, kann ihn und seine Traumfrau nichts mehr auf der Welt trennen. Denn Ashley und er gehören für immer und ewig zusammen, darüber ist sich Michael absolut sicher. Niemand anderes darf jemals in den Genuss von ihrer Liebe kommen.
Ist Michael in Ashleys Augen in der Zeit nach dem One-Night-Stand eher ein lästiges Übel, so bereitet er ihr mit der Zeit zunehmend Angst. Als sie sich gegen hren Stalker zu wehren beginnt, verstärkt dies dessen Engagement jedoch nur noch weiter.
Als Ashley keine andere Möglichkeit mehr sieht, wendet sie sich Hilfe suchend an ihre Familie. Doch diese unterschätzt den Stalker anfangs noch. Weder ein persönliches Gespräch noch das verlockende Angebot einer nicht unerheblichen Geldsumme können Michael von dem Objekt seiner Begierde abbringen. Drohungen finden bei ihm ohnehin kein Gehör. Michael scheint keine Grenzen zu kennen und ist zu allem bereit.
Tatsächlich versteht dieser es auf perfide Art und Weise das Leben der gesamten Familie zu terrorisieren und Ashleys näheres Umfeld zu diffamieren. Sie alle sehen sich auf der Arbeit oder in der Universität schlimmer Vorwürfe beschuldigt, durch die sogar ihre Karrieren plötzlich in Gefahr sind.
Da Michael kein nachweisbares Verbrechen anzuhaften ist, kann auch die Polizei nicht wirklich behilflich sein. Auch der zwischendurch engagierte Privatdedektiv ist dem Stalker gegenüber chancenlos. So muss man erschrocken feststellen, dass ihm mit legalen Mitteln nicht beizukommen ist. Sie haben keine andere Wahl und entwickeln durchaus widerwillig einen eigenen, höchst gefährlichen Plan, um das Problem zu lösen. So werden aus Opfern plötzlich selbst Täter. Aber wird die Falle, die sie planen Michael zu stellen zuschnappen? Können sie dem Schrecken endlich ein Ende bereiten? Und können sie mit der Entscheidung die sie getroffen haben am Ende auch leben?
Es entwickelt sich zu einem riskanten Spiel, bei dem nicht weniger als das eigene Leben der Einsatz ist.Etwas für manchen Leser durchaus gewöhnungsbedürftiges an diesem Roman ist der zweite Erzählstrang, in dem einer der Charaktere rückblickend die Ereignisse analysiert und auch das eigene Verhalten ehrlich reflektiert. Für mich war dies eher ein erzählerisches Element, dass dem Buch eine weitere interessante Facette verliehen hat.
Die für manchen sicherlich schon zu vielen Seiten sind vor allem der detaillierten Zeichnung der Charaktere und der authentischen Handlung geschuldet, jedoch auch der Detailverliebtheit des Autoren. Insgesamt betrachtet bietet uns John Katzenbach aber wie eigentlich fast immer eine besonders intensive Leseerfahrung.
Der Autor kommt einmal mehr mit wenigen Charakteren in seinem Roman aus. Das ist für mich auch ein großer Pluspunkt, da mir manches Buch dermaßen auf die Nerven geht, wo man Dutzende Charaktere kennenlernen muss und der größte Teil davon mehr oder weniger völlig überflüssig ist. So ist man auch viel schneller mit den Charakteren vertraut und findet einen wesentlich besseren Einstieg in die Geschichte.
Die wenigen wichtigen Charaktere sind bestens durchdacht und werden facettenreich geschildert. Ihr Denken und Handeln scheint authentisch und so fällt es einem auch relativ leicht, sich in sie hineinzuversetzen. Jeder einzelne für sich ist schwach und chancenlos gegenüber dem Stalker, aber gemeinsam arbeitend bilden sie ein effektives und gefährliches Team.
Die männliche Hauptfigur Michael O'Connell wird als eiskalter Stalker gezeichnet, der jedoch voller Gefühle steckt. Ein Widerspruch in sich? Nicht unbedingt, wenn man ihn erst einmal kennengelernt hat, befindet man ihn durchaus als glaubwürdig und versteht ihn auf seine eigene bizarre Art und Weise. Im Guten ist Michael ein intelligenter Hacker und Computerfreak, im Schlechten ein nicht minder intelligenter und zur Gewalt neigender Psychopath. (Haben Psychopathen eigentlich immer einen hohen IQ oder ist das nur in den Unterhaltungsmedien so?) Michael ist absolut gnadenlos, sobald er erst einmal ein lohnenswertes Ziel vor den Augen hat. Wie weit würde er aber für Ashleys Liebe gehen?
Man liest sich sehr schnell in das Buch ein und muss nicht gegen die leider schon zum Alltag gewordenen mühselig langen Einstiege kämpfen. John Katzenbach versteht es äußerst gekonnt, seine Leser in den Bann zu ziehen. Man möchte unbedingt wissen, wie es weiter geht, ob es Ashley gelingt, sich ihres unliebsamen Stalkers zu entledigen und schafft es daher kaum, das Buch einmal aus den Händen zu legen. Das ist spannende Unterhaltung auf extrem hohem Niveau und purer Nervenkitzel!Eventuelle Längen im Mittelteil sollte man geflissentlich ignorieren und dann wird man auch mit einem guten und durchaus überraschendem Ende belohnt.
Dieser Thriller geht unter die Haut, lässt einen zeitweise heftig nach Atem schnappen und bringt uns auch nach dem Ende des Buches noch zum Nachdenken. Bereiten Sie sich auf schlaflose Nächte vor! John Katzenbach spielt bewusst mit unserer Angst, dass so etwas jedem von uns widerfahren und man nahezu hilflos dem Psychoterror eines Wahnsinnigen ausgesetzt sein könnte. Für Frauen ist dies mit Sicherheit eine besonders intensive und beängstigende Leseerfahrung, die einem unweigerlich eine Gänsehaut verschafft.
Auch wenn man persönlich nicht immer alle Handlungen der Charaktere verstehen kann, droht die Geschichte nie unglaubwürdig zu werden. Und wer selbst schon einmal Opfer eines Stalkers geworden ist, der wird auch nur zu gut wissen, dass in diesen schwierigen Fällen die Polizei alleine eben auch nicht immer die ultimative Lösung ist. (Die Gesetzgebung sollte sich über dieses Thema noch einmal Gedanken machen. Hier gibt es sicherlich noch Optimierungsbedarf.)
Eigentlich gehört es ja zu den schönsten Dingen auf der Welt, von einem anderen Menschen geliebt zu werden, aber manchmal zeigt die Liebe eben auch ihre Schattenseite und ist einem dann gar nicht mehr so willkommen. So nah liegen also Hass und Liebe beieinander.
Wer bisher tatsächlich geglaubt haben sollte, dass Stalker lediglich das Problem von Prominenten wären, der hat sich mit seiner Einschätzung gewaltig getäuscht. Zum Opfer eines Stalkers kann im Prinzip jeder werden, auch wenn natürlich junge, attraktive Frauen in den meisten Fällen das Opfer darstellen.
So schnell kann sich unserer Leben also in einen absoluten Albtraum verwandeln. Das Buch führt einem seine eigene Hilflosigkeit vor Augen, offenbart wie schwach man doch eigentlich ist.
Wie würde man selbst mit solch einer Situation fertig werden, wie würde man reagieren, was wäre man bereit zu tun, um sich seines Stalkers zu entledigen?
Und was kann man überhaupt gegen einen Stalker unternehmen?
P.S.: Rechtschreibung und Grammatik wie immer ohne Gewähr!